Es gibt in unserem Land unglaublich viele Brunnen. Sie ziehen die Menschen an und laden zum Verweilen ein. Wieso ist das eigentlich so?
Brunnen dienen ganz unterschiedlichen Zwecken. Vor allem stehen sie jedoch für den Zugang zu Wasser und sind damit ganz eng mit unserer Lebensgrundlage verbunden. Bevor vor allem das Trinkwasser durch ganz lange, meist unsichtbar verlegte Leitungen bis in unsere Haushalte gepumpt wurde, erfolgte die öffentliche Wasserversorgung über Brunnen. Traditionell trafen sich die Menschen am Brunnen, holten dort Wasser oder wuschen gleich vor Ort ihre Wäsche … und zwar nicht nur die schmutzige, die viel zu oft im Zuge von Rosenkriegen nach Trennungen gewaschen wird.
Brunnen gehören zum Kulturgut. Manch ein Erbauer oder Brunnenstifter hat für eine prunkvolle Ausstattung seines Brunnens gesorgt. Auch so kann man seine Macht und seinen Einfluss demonstrieren. Zum Glück geht es nicht immer ums Protzen.
Der wohl berühmteste Brunnen ist der Trevi-Brunnen in Rom. Bei Wikipedia erfahre ich, dass er täglich mit 8o Millionen Liter Wasser versorgt wird! Zum Vergleich: In eine Standard-Badewanne passen 150 bis 180 Liter Wasser.
Menschen versuchen immer wieder, ihr Glück positiv zu beeinflussen. Im Laufe der Zeit entstand an vielen Orten der Glaube, es bringe Glück, Münzen in einen Brunnen zu werfen. Im Trevi-Brunnen landen besonders viele Münzen. Sie werden in regelmäßigen Abständen im Auftrag der Stadt aus dem Wasser geholt. Wenn ich richtig informiert bin, wird das Geld gespendet. Auf diese Weise bringt es auf jeden Fall Glück.
In Aachen gibt es einen sehr schönen Brunnen, der den Namen „Der Kreislauf des Geldes“ trägt. Er hat ein flaches Becken, in dem das Wasser gemächlich im Kreis herum fließt. Auf dem Beckenrand zeigt eine Personengruppe, wie das Geld in unserer Gesellschaft umläuft. Besonders schön getroffen: Eine der Figuren nimmt das Geld hinter dem Rücken von einer anderen Person an und gibt es vorne herum dann doch an einen Bettler weiter, der auf dem gegenüberliegenden Beckenrand kauert und auf eine Spende hofft. Dieser Brunnen wurde übrigens von der Stadtsparkasse finanziert und der Stadt gestiftet. Während meines Studiums kam ich auf dem Weg zur Uni immer wieder an diesem Brunnen vorbei. Ganz oft blieb ich stehen und bewunderte die lebensgroßen Bronzefiguren.
Gestern noch flanierten Gitti und ich hier in der Stadt umher, gönnten uns ein Eis und landeten irgendwann auf einer Parkbank. Der Bank gegenüber steht ein Brunnen, einige Meter weiter gibt es einen zweiten Brunnen in ähnlicher Ausführung. Auf Wasser speienden Fischen sitzen Figuren unten um die mittleren Brunnenfüße herum. Eine der Figuren hält einen Trinkbecher. Was hat die andere Figur denn da? Ist das ein Horn? Vor allem: Was soll uns das alles sagen?
Machen wir es kurz: Keine von uns hatte Lust, sich sofort schlau zu machen oder gar um die beiden Brunnen herumzulaufen und zu gucken, ob es Hinweise gibt. Vorhin jedoch machte Gitti sich zu einer kleinen Internet-Recherche auf.
Und jetzt erzählt sie mir, dass die Brunnen anlässlich eines Geburtstages von König Wilhelm I. von Württemberg eingeweiht wurden. Um die großen Schalen der Brunnen überhaupt an ihren Aufstellungsort transportieren zu können, musste damals ein Wachhäuschen am Königstor abgebrochen und anschließend wieder aufgebaut werden.
Bin ich froh, dass mir niemand einen oder gar zwei Brunnen schenkt!
Außerdem weiß Gitti zu berichten, dass die Figuren die wichtigsten Flüsse der Gegend repräsentieren. Donau, Nagold, Tauber und Jagst auf dem einen Brunnen, sowie Neckar, Kocher, Fils und Enz auf dem anderen. Na, dann wissen wir das jetzt auch.
Als Gitti sagt: „Die Figur mit dem Trinkbecher steht für die Tauber“, fällt uns beiden ein, dass durchs Taubertal auch eine Weinstraße führt. Aha, das erklärt den Trinkbecher! Ich gebe zu, die Nummer mit dem Trinkbecher finde ich jetzt doch anregend – und so werden Gitti und ich uns gleich mal aufmachen, dem Biergarten einen Besuch abzustatten. Dort lassen wir dann andere Trinkbecher füllen. Prost!