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Geburtstagsmenü

Es ist November, Gitti hat morgen Geburtstag. Ich mache etwas früher Feierabend und treffe mich mit Ilka, um die letzten Details unserer Geburtstagsüberraschung zu besprechen. Wir wollen bei ihr kochen, und wir werden Gitti unter einem Vorwand dorthin locken. Gitti denkt, wir gehen abends Essen.

Die Gäste wissen Bescheid, manche werden am Nachmittag telefonisch gratulieren, damit Gitti keinen Verdacht schöpft. Die ersten Zutaten parke ich schon heute bei Ilka, morgen Mittag bringe ich den Rest mit, und dann bereiten wir alles vor. Ich werde zur üblichen Zeit nach Hause kommen, Ilka wird anrufen und gratulieren, und sie wird darauf bestehen, dass wir auf dem Weg zum Restaurant noch kurz bei ihr vorbeischauen.

Am Morgen gehe ich zur üblichen Zeit aus dem Haus. Ich fahre zu meiner Wohnung und versorge die Blumen. Dann endlich öffnen die Läden, ich kaufe Fisch, Weißkohl und weitere Zutaten. Im Asia-Shop erstehe ich eine Packung Bananenblätter, an der Kasse fragt die Inhaberin „Heute allein? Heute keinen Koliandel?“ Nein, heute brauche ich keinen frischen Koriander.

Ein paar Dinge muss ich noch aus Gittis Haus holen, ich fahre vor und sogleich schnell vorbei, denn ihr Auto steht vor der Tür. Wieso ist sie nicht in der Schule? Habe ich eine Freistunde übersehen? Ich krieg die Krise! Ilka kommt gerade nach Hause, als ich bei ihr strande. Sie macht einen Testanruf bei Gitti, die scheint wieder weg zu sein, puh. Ich fahre wieder rüber und hole die fehlenden Sachen. Jetzt kann es endlich losgehen.

Wir bereiten zuerst alles für die thailändischen Fischkörbchen vor. Den Weißkohl schneiden wir in feine Streifen, waschen und blanchieren ihn kurz in sprudelnd kochendem Wasser, dann darf er im Küchensieb in Ruhe abtropfen.

Vom Fischfilet legen wir 100g beiseite, den Rest schneiden wir in dünne Streifen. „Es gibt später noch weitere Streifen,“ eröffne ich Ilka, „die Aktion wird also quasi ein Streifzug durch die Zutaten.“ Sie steigt sofort ein: „Streifen, oho! Die machen einen schlanken Fuß.“

Wir witzeln herum, jeder zweite unserer Sätze hat irgendwas mit Streifen zu tun. Als nächstes pürieren wir die eben separierten 100g Fisch zusammen mit Knoblauch, Currypaste und Pfeffer. „Püree sind winzig kleine Streifen, oder?“

Fünf Esslöffel der Kokossahne, vor allem vom oberen, etwas dickflüssigeren Teil, stellen wir in einem kleinen Topf zur Seite, die restliche Kokossahne geben wir zum Fischpüree und verquirlen die Masse ein paar Minuten lang auf kleiner Stufe zu einer homogenen Creme. Danach rühren wir ein Ei und Fischsauce ein, zum Schluss heben wir vorsichtig die Fischfiletstreifen unter.

„Ilka, wir müssen jetzt basteln.“ Ihr Blick bohrt sich in meine Augen. „Biste verrückt? Basteln? Grundschule?“ „Ja, tut mir leid, geht nicht anders.“ Ich beschwichtige: „Basteln ohne Streifen, versprochen.“ Wir säubern die Bananenblätter, Ilka sucht nach Tellern oder Untertellern, die einen Durchmesser von etwa 15cm haben und sich als Schablone eignen. Sie murmelt vor sich hin, „Basteln, geht’s noch? Für den Quatsch bin ich…“ Der Rest bleibt unverständlich, ist vielleicht auch besser so.

Wir schneiden ein Dutzend Kreise aus. „Kreise, oho!“ Ilka ist versöhnt. Die Kreise schlitzen wir ein paar Mal ein, wir basteln kleine Körbchen, die mit Zahnstochern zusammengehalten werden. Ich überlege, ob das nicht auch mit dem Tacker geht, traue mich aber nicht so recht, im Übrigen sieht es mit Zahnstochern sowieso eleganter aus. Die Körbchen werden zunächst mit dem Weißkohl ausgelegt, die Fischcreme kommt auf das Weißkohlbett. Normalerweise kann das Ganze jetzt bei 180°C für 20 Minuten in den Backofen, heute natürlich erst später, also wenn wir die Vorspeise servieren.

Die Garnitur muss noch vorbereitet werden. Wir teilen uns auf. Ilka schnappt sich die Kaffir-Zitronenblätter und fragt kichernd „Streifen?“ „Ja, hauchdünne diesmal, bitte.“ Sie findet heraus, dass es am einfachsten geht, wenn man die Blätter aufeinanderlegt, zusammen der Länge nach aufrollt und dann quer dazu schneidet. „Und deine Paprika?“ „Dünne Streifen, diesmal lange, dünne.“

Jetzt geben wir in den Topf mit der vorhin separierten Kokossahne etwas Speisestärke und Wasser und verrühren alles, bis es keine Klümpchen mehr gibt. „Kurz vor dem Servieren werden wir das Gemisch nochmal kurz aufkochen. Wenn die Körbchen dann aus dem Ofen kommen, garnieren wir sie mit der Kokossahne, den Limetten- und den Paprika-, du weißt schon, -Streifen.“ „Für den ganz schlanken Fuß, oho!“

Bei der Vorspeise setzen wir auf Suppe, denn die kann fix und fertig auf dem Herd warten und macht später keine Arbeit mehr, wenn wir gemeinsam mit den Gästen feiern wollen. Im November bietet sich Kürbis an.

Ich habe einen kleinen Hokkaido erstanden, den wir jetzt schlachten. Heute soll der Kürbis von Möhren flankiert werden, etwa im Verhältnis 1:1. Wir schneiden eine Frühlingszwiebel und ein Stück Ingwer in kleine Stücke, geben sie in einen Topf und rösten sie kurz in Erdnussöl. Kürbis- und Möhrenstücke gesellen sich dazu und dünsten an. Wir gießen Gemüsebrühe an und lassen alles bei kleiner Hitze simmern, bis es gar ist. Dann wird püriert. „Ganz kleine Streifen, oho!“, bricht es aus Ilka heraus. Mit einem Schuss Sahne, Orangensaft und Orangenschale lässt sich die Suppe verfeinern, vor dem Servieren darf Muskat nicht fehlen.

Die Nachspeise steuert später einer der Gäste bei, es soll eine herrliche Schokoladenmousse gereicht werden, mit Orangenfilets garniert.

Für mich ist es jetzt Zeit, wieder bei Gitti aufzuschlagen. Ich hoffe, nicht allzu verdächtig nach Essen zu duften, schließlich hat sie eine feine Nase. Ich habe Glück, ein Zettel verrät mir, dass sie noch einen Termin in der Schule hat und etwas später kommt. Das ist meine Chance, mich nochmal frisch zu machen.

Als Gitti endlich zu Hause ist, kommt auch schon der verabredete Lockanruf von Ilka. Dem halben Gespräch entnehme ich, dass Gitti lieber erst morgen auf ein Schlückchen Sekt zu Ilka kommen möchte, aber nach einer Weile gibt sie auf und sagt unseren Abstecher vor dem vermeintlichen Restaurantbesuch dann doch zu. Sie findet es blöd, jetzt noch dahin zu fahren, anstatt das morgen mit mehr Zeit in Ruhe zu genießen und beschwert sich auf dem ganzen Weg wieder und wieder.

Kurz vor Ilkas Tür wittert sie dann doch, dass da was nicht stimmt. Sie fragt, ob ich irgendwas weiß, ich streite alles ab, stelle mich völlig ahnungslos und rette mich schnellen Schrittes zur Klingel. Das Geburtstagsständchen der versammelten Gäste rührt Gitti, ihr Ärger verfliegt, sie wirft sich in den Genuss, die Überraschung gelingt. Die Feier weitet sich zu einem lustigen Gelage aus. Zwei Leute tragen gestreifte Oberteile, zwei sind kariert erschienen. „Kariert sind auch nur Kreuz-und-Quer-Streifen, oho!“

Fischkörbchen

Zutaten für 4 Portionen bzw. 12 Körbchen

200 gWeißkohl400 mlKokossahne
8Kaffir-Zitronenblätter1Ei
1rote Paprikaschote4 ELFischsauce
500 gSeelachsfilet3große Bananenblätter
4Knoblauchzehen Zahnstocher
 Pfeffer aus der Mühle½ TLSpeisestärke
3 ELrote Currypaste4 ELWasser

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Tom

    Klingt nach einer gelungenen Feier, sehr gut gemacht!

  2. Gitti

    Hi Miri,
    das war eine schöne Geburtstagsüberraschung. Ich fand sie sehr gelungen.
    Liebe Grüße Gitti

  3. Karin Be

    Liebe Miriam,
    ich war zwar nicht an diesem Geburtstag dabei, kann mich aber an die köstlichen Fischkörbchen zu einem anderen Anlass erinnern! Inklusive gelungenem Abend! 😀
    Viele liebe Grüße,
    Karin

    1. Miriam

      Liebe Karin,
      Danke für die schöne Rückmeldung. Du hast bei Deinem Kommentar auch Deine Website hinterlegt, jetzt kann man also von hier aus mit einem Klick auf Deinen fett gedruckten Namen auch dorthin springen. Ich gehe mal davon aus, dass das in Deinem Sinne ist – gib ansonsten bitte Bescheid!
      Liebe Grüße

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