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Gedanken zum Pausieren

Du hast gerade Pause? Zeit, um etwas auszuprobieren? Wenn Du magst, lächle einfach mal ein paar Sekunden lang so vor Dich hin. Einfach so und ohne speziellen Grund. Du kommst Dir blöd dabei vor? Jemand kann Dich beobachten? Okay, dann öffne eine Tasche oder eine Schublade, beuge den Kopf darüber und lächle einfach hinein. Jetzt!

Wieder aufgetaucht? Prima. Dann kommt jetzt der zweite und letzte Teil der Übung. Vollende spontan den Satz: „Das Leben ist …“

Na, was fällt Dir ein?

Mir fällt heute als erstes ein, dass das Leben bunt und schön ist. Glück gehabt! Klar, es gibt Tage, an denen fällt mir zu diesem Satzanfang ein komplett anderes Ende ein. Das ist normal! Meistens fällt mir ein schönes Ende ein, und darüber bin ich außerordentlich froh.

Den heutigen Tag haben Gitti und ich der Pause gewidmet. Oder dem Pausieren? Diese Formulierung trifft es vielleicht noch besser. Jedenfalls haben wir uns nichts vorgenommen. Wir lassen uns heute einfach treiben – den ganzen Tag lang!

Nach dem Frühstück lacht die Sonne so verlockend durch die Fenster, dass wir uns zu einem Spaziergang durch die Weinberge entschließen. Draußen ist es nicht mehr ganz so kalt, es gibt zwar noch ein paar Wolken, aber dazwischen sehen wir große, blaue Himmelsstücke. Da geht mir doch das Herz auf!

Unterwegs genießen Gitti und ich das Gefühl, das die Sonnenstrahlen auf unserer noch winterlich blassen Haut hinterlässt. Also vornehmlich im Gesicht, denn den Rest haben wir sorgfältig eingepackt. So warm ist es schließlich nun auch wieder nicht! Wir versuchen, uns gegenseitig zu beschreiben, wie sich das eigentlich genau anfühlt. Das ist gar nicht so einfach. Uns fallen Wortfetzen ein, wie: warmes Streicheln, sanftes Kitzeln, kraftvolles Stärken, kribbelnde Wärme. Außerdem bemerken wir schnell, dass sich das Gefühl nicht nur auf der sonnenbeschienenen Stelle der Haut einstellt, sondern schnell auch an anderen Körperstellen. Und vor allem in der Seele, wo auch immer die wieder wohnen mag. Schön, dass uns niemand zuhört! Vermutlich tauschten wir uns dann nicht ganz so ausführlich darüber aus. Hm. Eigentlich schade!

Vereinzelt begegnen uns andere Spaziergänger. Wir grüßen sie freundlich. Manch einer, der mit griesgrämigem Gesicht auf uns zu kam, lässt sich durch den fröhlichen Gruß anstecken, grüßt zurück und behält ein Lächeln auf den Lippen. Wenn so etwas passiert, erinnern Gitti und ich uns nochmal bewusst daran, dass es sich immer lohnt, den Menschen ein Lächeln zu schenken.

Gitti und ich unterhalten uns über Pausen. Pausen sind wichtig, finden wir. Es sind oft nur kleine Auszeiten, die den Fluss des Tages oder der Woche unterbrechen. Sie helfen mir dabei, den Kopf einmal kurz durchzulüften und dann entspannt weiterzumachen. Neulich habe ich in einer Videokonferenz mehrere Minuten lang auf das Hintergrundbild eines Kollegen gestarrt. Leider hat er größere Teile des Bildes die meiste Zeit über mit seinem Körper verdeckt. Es dauerte eine Weile, bis ich das Hintergrundbild vor meinem geistigen Auge vollständig zusammensetzen konnte. Darauf war ein Schreibtisch zu sehen, an dem ein Mensch saß. Er hatte die Arme zu einem Kissen verschränkt und vor dem üblichen Arrangement aus Tastatur, Maus und Bildschirm abgelegt. Des Menschen Kopf ruhte schwer darauf. Und über allem prangte der Schriftzug: „Heute schon gepaust?“

Ich staune ja immer wieder über die Leute, die die hohe Kunst des Powernappings beherrschen. Früher praktizierte man das als Schlüsselschlaf. Nur ein paar Minuten, angeblich total erfrischend, und für mich unerreichbar – weil ich immer sofort ganz tief einschlafe und dann für den restlichen Tag nicht mehr zu gebrauchen bin! Schlüsselschlaf hieß das früher, weil es Leute gab, die dabei einen Schlüsselbund in der Hand hielten und den zugehörigen Arm einfach nach unten hängen ließen, bevor sie im Sitzen einnickten. Sobald sich ein tieferer Schlaf einstellte, öffnete sich dann automatisch die Hand, der Schlüsselbund sauste zu Boden – und der Schlüsselschläfer schreckte auf. Wer denkt sich bloß solch einen Quatsch aus!?! Schon beim Hochschrecken verpufft doch gleich die ganze Entspannung, der dieser ganze Zinnober doch dienen sollte, oder? Die Powernapper von heute regeln das irgendwie anders. Wie auch immer, es wird mir wohl auf ewig verborgen bleiben.

Gitti beherrscht diese Kunst auch. Sie kennt erstaunlich viele Powernapper. Ein bisschen beneide ich sie um diese effektive Erfrischung. Man kann nicht alles haben. Dafür reicht mir zur Entspannung oft schon eine kleine Runde In-die-Luft-Gucken.

Auf unserem Spaziergang an diesem herrlichen Tag gucken Gitti und ich immer wieder zum Himmel hinauf. Der Wind, den wir hier unten nur ganz leicht spüren, scheint oben am Himmel kräftiger zu wehen. Dort verändern sich die Wolkenbilder in schneller Abfolge. Wir vergleichen unsere Assoziationen, die diese Wolkenbilder auslösen. Und dann zeigt Gitti mit ausgetrecktem Arm nach oben und sagt: „Schau mal, da zwischen den beiden großen Wolken! Sieht das nicht aus, wie ein Regenbogen?“ Tatsächlich! Die beiden kleineren Wolken, die zwischen der dunklen, unteren Wolke und der hellen, oberen Wolke liegen, schimmern in allen Regenbogenfarben. Ich versuche, das Bild aufzunehmen. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man es erkennen. Wie schön!!

Auch jetzt geht meine Fantasie auf Reisen, wenn ich nur an das schöne Bild denke. Und schon stellt sich das wunderbare Gefühl der Erholung wieder ein.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Mauro und Gianna

    Danke für die schöne Pausenstory, mit der wir gerade unsere Pause verschönert haben!
    Und lächelnd und dankbar für die immer wieder schönen Dinge im Leben, geht es weiter an die Arbeit!

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