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Ort und Zeit

Es gibt ruhige Zeiten, die viel Gelegenheit zum Müßiggang bieten. Sie wechseln sich mit bewegten Zeiten ab, in denen sich Erlebnisse und Termine in enger Abfolge aneinanderreihen. Ich mag diese Abwechslung.

In ruhigen Momenten kann ich mich genüsslich erholen. Ich lasse mich treiben und nehme mir Zeit. Meinen Gedanken und Gefühlen gebe ich Raum. Ich spüre meinen Erlebnissen ganz in Ruhe nach, verarbeite sie, sammle Kraft und widme mich der Planung neuer Aktivitäten. Und dann gebe ich mich der Vorfreude hin.

In bewegten Zeiten entsteht ein völlig anderes inneres Tempo. Gefühlt durchgetaktet, arbeite ich ab, was ansteht. Meine eigene Vitalität spüre ich dabei noch intensiver, auch wenn die bestimmenden Größen sich aus der Beantwortung verkürzt formulierter Fragen ergeben, wie hier, bestehend aus nur drei Wörtern: Was, wann, wo?

Dieses Tempo halte ich natürlich nicht ewig durch. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass sich bewegten Zeiten immer wieder ruhige Zeiten anschließen – und vor allem, dass ich mich darauf verlassen kann!

Auch in durchgetakteten Phasen ist es wichtig, sich wenigstens für winzig kleine Momente herauszunehmen. Es reicht mir oft, aus einem „Augen zu und durch!“ dies zu machen: „Augen zu, einmal tief und bewusst ein- und wieder ausatmen, die Augen wieder öffnen und dann erst wieder aufs innere Gas treten und weitermachen!“ Das dauert nicht länger, als den letzten Satz zu lesen. So viel Zeit kann man sich locker nehmen, und sie rentiert sich eigentlich immer.

Wie ich Zeit empfinde, hängt manchmal auch vom Ort ab, an dem ich sie erlebe. Wenn es zu Hause ungemütlich ist, werde ich mich dort nicht lange aufhalten wollen, stimmt‘s? Im Büro habe ich nicht so viele Gestaltungsmöglichkeiten, aber irgendetwas geht doch immer! Vielleicht reicht es schon, einen kleinen persönlichen Gegenstand in Sicht- und Reichweite zu platzieren. Das können eine Tasse oder ein eigener Kugelschreiber sein. Vielleicht hast Du auch einen Handschmeichler in Deiner Hosentasche. Es ist völlig egal, was es ist, Hauptsache, Du dockst für einen winzig kleinen Moment daran an. Dann fühlst Du Dich aufgehoben und kannst sofort Kraft tanken.

Ort und Zeit müssen überhaupt ganz oft im Leben gut zueinanderpassen! Komm, wir unternehmen einen kleinen Ausflug zu möglichen Konstellationen von Ort und Zeit!

Brauchst Du einen neuen Job? Hast Du Dich schon x-fach beworben und bist nicht zufrieden mit dem Ergebnis Deiner Bemühungen? Eigentlich musst Du nur eine einzige Bewerbung schreiben – nämlich die um Deine nächste Stelle. Leider weißt Du vorher nicht, wann Deine Bewerbung wo eingehen muss, damit es klappt. In der Zwischenzeit kannst Du an Deiner Bewerbung arbeiten, Deine Suche nach der richtigen Stelle verfeinern und mögliche Absagen verdauen. Bleibe auf jeden Fall dran. Sei zuversichtlich, dass Du die einzige Bewerbung, die nötig ist, zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Arbeitgeber senden wirst!

Du möchtest einen Baum pflanzen und weißt auch schon, wo? Nur zu! Vielleicht lohnt es sich, vorher noch kurz zu überlegen, wie groß das Ding einmal wird. Erkenne das Potenzial des kleinen Samenkorns! Zu nah an der Hauswand eingesät, stößt der Baum einige Jahre später ans Dach, welches ja meistens ein wenig über die Hauswand hinausragt. Weil dieser Baum Dir viel bedeutet, wirst Du also später ein hübsches Loch in den Dachüberstand integrieren müssen, durch das der Baum dann hindurchwachsen kann. Oder stutzt Du ihn dann?

Vielleicht geht diese Geschichte aber auch so: Du möchtest ein Haus bauen und weißt auch schon, wo? Nur zu! Vielleicht lohnt es sich, vorher noch kurz zu überlegen, wie groß das Ding einmal wird. Erkenne auch das Potenzial des kleinen Baumes, der so nahe Deiner künftigen Hauswand bereits wächst. Wirst Du bereit sein, ihn zu stutzen, falls er je einmal das Dach erreicht? Wird sich der Durchmesser seines Stammes so vergrößern, dass er sich mit Macht in Deine Hauswand hineindrängen wird? Ist es möglich, ihn noch rechtzeitig zu versetzen oder weichst Du jetzt schon bei Deiner Planung der Hauswand aus?

Wann ich was wo mache, bleibt also nicht immer ohne unbeabsichtigte Folgen. Und wenn es sich dann auch noch blöd entwickelt hat, erkennen alle den Fehler, zeigen mit dem Finger darauf und machen sich über mich lustig.

Dann hat es sich doch wenigstens für die Belustigten gelohnt, oder? So gesehen gibt es keinen besseren Ort und keine bessere Zeit für den nächsten Unsinn!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Tom

    Hallo Miri,

    vielen Dank für diese Schmunzelstory, mit der du mir wieder mal eine kleine Auszeit und ein Lächeln geschenkt hast.

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