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Ravioli-Schlacht

Es ist Herbst, jetzt müssen wir uns um Sonne und Wärme vorwiegend drinnen kümmern – Sonne im Herzen, Wärme im Körper. Draußen regnet es, drinnen bereiten wir glücklich machende Pasta zu.

Zunächst erleuchten Gitti und ich unsere Begegnungsstätte, die Küche, mit gemütlichem Licht aus dem Deckenfluter. Das Licht reflektiert von der weißen Decke und fließt dann an den hellgelb getünchten Wänden hinab, taucht den ganzen Raum in ein warmes Licht. Einer der Oberschränke birgt eine weitere Lichtquelle, dort sind die Türen verglast, der Schrank beherbergt vornehmlich Gläser, die nun im sanften Licht funkeln. Die Dunstabzugshaube beleuchtet den Herd und unterhalb der Oberschränke helfen versteckte Neonleuchten, falls wir punktuell doch mal mehr sehen wollen.

Wir bereiten eine genüssliche Ravioli-Schlacht vor. Unser Plan: Nudelteig herstellen, eine Mascarpone-Kürbis-Füllung kreieren, große Ravioli formen, füllen und kochen, in Salbei-Butter schwenken, einen passenden Wein kredenzen… und dann nur noch genießen.

Es geht zuerst an den Teig. Gitti vermengt Mehl, Eier, Öl und Salz. Sie knetet daraus geduldig und ungefähr fünf Minuten lang eine schöne, glatte Teigkugel, die sich am Schluss leicht von der Unterlage löst und zart glänzt. Mit einem Tuch bedeckt, darf die Teigkugel jetzt an einem warmen Ort für 20-30 Minuten warten und ruhen.

Wir schlachten einen kleinen Hokkaido, zerteilen ihn also in Stücke und kochen ihn in Brühe weich. Von der Brühe geben wir gerade so viel zu, dass die Stücke etwa zur Hälfte im Wasser liegen. Im Anschluss wird püriert, so entsteht eine dickliche Creme. Pfeffer und etwas Salz runden den Geschmack ab. Im Gegensatz zum Teig darf die Kürbiscreme erstmal ein wenig abkühlen.

Ich hacke den Schnittlauch, verrühre ihn dann mit Mascarpone, hebe das Kürbispüree unter und schmecke nochmal mit Salz und Pfeffer ab.

Gitti kümmert sich wieder um den Teig. Sie schneidet etwa 2cm dicke Streifen von der Teigkugel herunter, die wir dann wieder und wieder durch die Nudelmaschine drehen, bis sie schön dünn sind. Die Begegnungsstätte verwandelt sich mit jedem Arbeitsgang mehr in eine mit Mehl bestäubte Landschaft. Der Platz für weitere Streifen wird langsam eng, also fangen wir schon mal mit dem Füllen an.

Wir finden eine Ravioliform, so ein rundes Plastik-Ding mit Scharnier in der Mitte, am Rand mit Rillen, die sich beim Zuklappen schräg ineinander verzahnen. Gitti legt einen der Teigstreifen auf die geöffnete Form, löffelt einen großen Klecks Püree darauf, dann schließt sie die Form, so dass die ineinandergreifenden Rillen das jetzt halbrunde Teigtäschchen formschön verschließen. Sie kämpft mit den noch überhängenden Teigresten, befreit das Täschchen unfallfrei aus der Form und legt es auf einem gut bemehlten Brett ab. „Das muss besser gehen, so wird das auf die Dauer nix!“, schimpft sie und lehnt sich zurück.

Ihre Stirn gerunzelt, betrachtet sie das Förmchen, dreht es in den Händen, und dann erhellt sich ihre Miene. Sie hat nämlich eine Idee für den nächsten Riesen-Raviolo. Mit der Rückseite des Förmchens sticht sie einen Kreis aus dem Teigstreifen aus. Der Kreis findet seinen Platz in der Mulde auf der anderen Seite, sie zieht ihn noch ein bisschen über den Rand. Dann folgt mit siegessicherem Blick der große Püree-Klecks, und jetzt verschließt sie zufrieden die Form – perfekt!

Wir optimieren unsere Arbeitsgänge, lagern fortan nicht erst mehrere genudelte lange Streifen, sondern stechen die Kreise aus, sobald wieder ein Streifen die Prozedur des Durchdrehens überstanden hat. Sobald sich ein kleiner Vorrat an Kreisen auf dem bemehlten Brett versammelt hat legen wir eine Runde mit Füllen und Verschließen ein, dann drehen wir wieder durch… also nicht gleich innerlich, sondern den Teig. Endlich nimmt die Produktion richtig Fahrt auf. Nebenbei verkleinert sich die Quedderei, und sie wird durch die Vorfreude auf den bevorstehenden Genuss aufgewogen. Es gelüstet uns nach einem Aperitif. Auf unser beider Wangen kleben Teigreste.

Es klingelt an der Tür. Wir erwarten eigentlich niemanden, und unverhoffter Besuch ist selten geworden. „Hast Du was bestellt?“, frage ich Gitti. „Nee, Du?“ „Nee.“ Wir starren uns an, ich verliere das Mikado-Spiel, weil ich mich zuerst bewege, schlurfe durch den Flur und klebe ein wenig Teig an den Hörer der Gegensprechanlage. Es ist weder ein Handwerker noch die Post, es ist eine Kollegin von Gitti. Sie kommt herein, begutachtet das Chaos, lässt sich auf einen der Sessel am Küchentisch fallen und äußert laut ihr Bedürfnis: „Ich habe Hunger!“

Sie muss ein wenig warten, wir bringen das hier erstmal zu Ende. So sitzt sie nun da, ein mit Teig und Füllung garniertes Gläschen Sekt in der Hand, und wartet. Wir queddern weiter. Gitti setzt Salzwasser für die Ravioli auf, der Kollegin Magen knurrt leise.

Auf dem Herd wartet bereits eine große Pfanne, in der wir Butter schmelzen und darin Salbeiblätter und Knoblauchscheiben rösten. Während Gitti die Ravioli ins kochende Wasser setzt, versuche ich, das Chaos um uns herum ein wenig zu lichten. Als die Ravioli sich wieder an der Wasseroberfläche sammeln, schöpft Gitti sie vorsichtig heraus und schwenkt sie in der Pfanne mit der Salbei-Butter.

Die Kollegin schöpft auch, und zwar Hoffnung. Brav öffnet sie die Flasche Wein, die wir ihr in den Arm drücken. Ich schäle mit dem Kartoffelschäler noch einige Streifen vom Parmesan in eine kleine Schüssel, den Käse darf sich später jeder selbst über seine Ravioli drapieren. Der Tisch verwandelt sich flugs in eine Tafel. Auf unser beider Wangen kleben immer noch Teigreste, wir säubern uns ein wenig und sehen bald wieder ganz passabel aus.

Gitti kredenzt die Ravioli in einer großen Schüssel und mahlt nochmal ein bisschen Pfeffer darüber. Wir versammeln uns um die Tafel. Die Kollegin sticht als erste in unser Werk: „Hui, die Füllung läuft ja aus den Dingern raus! Wie schön ist das denn!“ Ja, die Creme ergießt sich goldgelb in den Teller. Draußen regnet es nicht mehr, der Himmel ist jetzt in warmes Rot getaucht – unsere Herzen sind erwärmt.

Wir geben uns dem Genuss hin und bald entfaltet die Pasta ihre glücklich machende Wirkung… unser Plan ist aufgegangen!

Ravioli mit Kürbis-Mascarpone-Füllung

Zutaten für 4 Portionen

Teig Füllung 
300 gMehl200 gKürbis
3Eier200 gMascarpone
1 ELÖl1 BundSchnittlauch
1 TLSalz Gemüsebrühe
   Pfeffer, Salz
 Mehl zum Zwischenlagern von Teig und Ravioli   
Salbei-ButterGarnitur
2 ELButter1 StückParmesan
 Salbeiblätter  
1 ZeheKnoblauch  

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Mauro und Gianna

    Mmmm ….. ham ham…..
    Lecker…. 😋😍….
    Die schöne Atmosphäre direkt miterlebt, und das Rezept noch gleich dazu bekommen 👍🏻
    ….das macht wirklich glücklich 😀
    DANKE von uns beiden, wird nachgekocht 👩‍❤️‍👨

  2. Johanna

    Danke für das Rezept, ich habe Hunger bekommen…..🤩

  3. Thomas

    Ich kann mich den beiden anderen Kommentatoren da nur anschließen.

    Vielen Dank für die Beteiligung an der Pasta Schlacht, der Atmosphäre und für das Rezept.

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