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Rund um den Apfel

Im Garten steht ein Apfelbaum. Ganz oben hängen noch ein paar seiner rotbackigen Früchte. Gitti hat bereits viele der köstlichen Äpfel gepflückt. Heute wünscht sie sich, dass ich die letzten Äpfel herunterhole, die der große Baum noch trägt. Mit einem entwaffnenden Augenaufschlag unterstreicht sie die Dringlichkeit ihres Wunsches und setzt einen weiteren Hinweis: „Guck mal, meine Arme sind viel zu kurz, als dass ich da je drankäme!“ Zudem stellt Gitti in Aussicht, einen leckeren Apfelkuchen zu backen.

Hoch motiviert stehe ich also bald unter dem Baum. Neben des Baumes Stamm wartet ein noch leerer Korb. Mit seitlich ausgestrecktem Arm präsentiere ich die lange Teleskopstange, an deren oberem Ende wir einen Pflücksack montiert haben. Die freie Hand stemme ich in die Hüfte. Meinen Kopf weit in den Nacken gelegt, sehe ich hinauf. Von wo aus komme ich wohl am besten an welchen der Äpfel heran?

Konzentriert führe ich meinen Auftrag aus. Ein paar der Äpfel bieten schon anderen Interessenten ein behagliches Zuhause. Man muss auch gönnen und teilen können, beschließe ich, lege die noch unbewohnten Äpfel in den Korb und bringe sie zu Gitti.

Der Apfelbaum gehört zur Familie der Rosengewächse und ist inzwischen weltweit verbreitet. Im April entdeckten wir an dem Apfelbaum, der in unserem Garten wächst, viele verheißungsvolle rosafarbene Knospen. Bald darauf freuten wir uns über eine üppige Blütenpracht, die in den Farben Weiß und Rosa leuchtete. Wir beobachteten das Wachstum und das Reifen der Früchte. Und jetzt erfreuen wir uns an den letzten Äpfeln, mit denen uns der Baum dieses Jahr beschenkt.

Mit dem Apfel verbinden die Menschen viel mehr als nur ein schmackhaftes Kernobst.

Den in der Bibel beschriebenen Baum der Erkenntnis hält man verbreitet für einen Apfelbaum. Apfelsäure hat das Zeug, den Zahnschmelz anzugreifen. Das gilt sicher auch für andere Arten von Säure. Ein Schelm, der aus der Erzählung vom Sündenfall schnell die Behauptung ableitet, Frauen seien schuld an Karies!

Der Apfel steht gleichermaßen für Erkenntnis, Versuchung, Fruchtbarkeit, Reichtum und Macht. Der Reichsapfel symbolisiert den Anspruch auf die Herrschaft. Das Zepter schwingt, wer die Verfügungsgewalt hat. Der Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt, weist uns redensartlich auf Ähnlichkeiten mit unseren direkten Vorfahren hin. Je nach Betonung und Kontext erwächst daraus ein Kompliment oder ein Makel.

Wusstest Du übrigens, dass der Apfel den wissenschaftlichen Namen Malus trägt? Und wird ein Malus nicht beispielsweise in der Schule oder im Sport als ein künstlich hergestellter Nachteil eingesetzt, der eine bessere Ausgangslage ausgleichen und auf diese Weise für gerechtere Chancen sorgen soll?

Der Malus ist das Gegenteil des Bonus. Den Bonus mag ich gerne erhalten! Du etwa auch? Vielleicht bricht gleich ein Streit darüber aus, wer von uns den Bonus am Ende bekommt. Gegenstand unseres Streites ist dann der Zankapfel – und war das nicht gerade noch der Malus?

Verblüfft und verwirrt zugleich sitze ich nun da.

Gitti verfügt zum Glück über ein unglaubliches Gefühl für Timing. Sie rettet mich genau an dieser Stelle, indem sie mir ein noch warmes Stück Apfelkuchen anbietet. Bereitwillig nehme ich den Teller mit dem betörend duftenden, ganz fluffigen Kuchenstück entgegen, welches Gitti sogar noch mit verführerischer Schlagsahne dekoriert hat.

Ob ich noch ein weiteres Stück davon essen mag? Oh ja, sehr gerne!!

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