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Schmandkuchen

Meine Seele will gestreichelt werden, und die Streicheleinheiten, an die ich hier gerade denke, gehören zur Kategorie „Liebe, die durch den Magen geht“. Ein bisschen süß soll es sein, dem Gaumen soll es schmeicheln, hmmm, lecker – und wie beim Hund vom ollen Pawlow steigt allein durch diesen Gedanken meine Speichelproduktion enorm an.

Vor meinem inneren Auge materialisiert sich ein Stück Schmandkuchen. Mit Eiweißhaube, au ja! Ich bin ganz aus dem Häuschen. Mein Körper reagiert sofort auf die bloße Vorstellung. Mein Magen macht erwartungsfroh Geräusche, zwischen den Fingern spüre ich deutlich eine Kuchengabel, ich detektiere sogar eine Gänsehaut, die sich überallhin ausbreitet. Wie ferngesteuert wanke ich gen Küche. Dort suche ich nach den Zutaten. Einige Sachen sind da, aber bei Quark und Schmand stelle ich Einkaufsbedarf fest. Also gut, dann muss ich wohl in die Kälte hinaus. Gitti erklärt sich solidarisch und begleitet mich. Wir stapfen zu Fuß los, um uns wenigstens ein bisschen zu bewegen.

Wieder zu Hause angekommen, geht es jetzt endlich los. Gitti knetet aus Butter, Mehl, Zucker, einem Ei, einem halben Päckchen Backpulver und einer Prise Salz einen Mürbteig. Der darf jetzt ein Weilchen im Kühlschrank ruhen. Drei Eier werden getrennt. Für die Füllung kippe ich Schmand, Quark, Zucker, die Eigelbe, Sahnepuddingpulver, Vanillezucker, Milch, und Öl zusammen und verrühre die Masse kurz mit dem Mixer. Gitti passt auf, dass auch hier eine Prise Salz hinzukommt, dann heizt sie den Backofen vor.

Das Eiweiß schlägt Gitti mit Zucker und natürlich wieder einer Prise Salz steif und stellt es kalt.

Ich bespanne den Boden unserer Springform mit Backpapier und klemme es dann mit dem Ring der Springform fest. Es geht natürlich auch ohne Backpapier, dann empfiehlt es sich aber, die Form sorgfältig einzufetten. Gitti knetet den Teig nochmal durch, dann drückt sie ihn auf dem Boden der Springform fest und zieht den Rand ein wenig hoch. Anschließend gibt sie die Füllung in die Form und schiebt das Werk auf die mittlere Schiene. Tür zu, warten!

Die Wartezeit vertreiben wir uns mit einer Runde Scrabble. Damit es launiger wird, haben wir die Regeln etwas angepasst. Also im Sinne von total aufgeweicht: Erlaubt ist alles, es kommt ausschließlich auf die Begründung an! Wir lassen Abkürzungen zu, wenn sie „schön“ sind. Und ob sie „schön“ sind, entscheidet immer die, die gerade nicht dran ist. Wortschöpfungen sind natürlich auch erlaubt, müssen aber ebenfalls „schön“ sein. Auch hier obliegt der jeweils anderen die Entscheidung über das „Schön“. Keine von uns interessiert sich so richtig dafür, wer gewinnt, also sind wir bei der Auslegung unserer angepassten Regeln sehr großzügig. Punkte addieren und notieren wir dennoch, das gehört irgendwie dazu. Auf Extrapunkte, die man sonst dafür bekommt, alle seine Buchstaben in einem Rutsch unterzubringen, verzichten wir allerdings.

Heute läuft es mal wieder richtig gut. Das erste Wort lautet „Kind“. Es liegt jetzt als Startwort in der mittleren Zeile des Spielbretts. Nach und nach legen wir Buchstaben an, mal von oben, mal nach unten. Dann wachsen unsere Worte auch in die anderen Richtungen, mal nach hinten, mal von vorne, insgesamt also kreuz und quer. Es entsteht das typische Scrabblegitter. Alle Ergänzungen ergeben nach einhelliger Meinung von Gitti und mir immer noch Sinn. Manches braucht ein wenig Fantasie. Kichernd gelingen die besten Kompromisse.

Gitti ergänzt das „Kind“ zu „Wurmkind“. Als ich fragend gucke, argumentiert sie sogleich, dass ein Wurmkind natürlich das Kind eines Wurms ist. Das muss gelten, schließlich gab es ja auch bei Heinz Erhardt schon die Made mit dem Kinde. Okay, abgesegnet! Es geht lustig weiter. Auf meinem Buchstabenvorratsbrettchen entwickelt sich mit der Zeit die „Übung“. Ich weiß allerdings ganze drei Runden lang nicht, wohin mit dem schönen Wort, mir fehlt schlicht eine schöne Stelle zum Anlegen. Aber dann springt mir das Wurmkind ins Auge – yes!!! Gitti akzeptiert die „Wurmkindübung“, als ich anführe, dass auch Wurmkinder etwas lernen müssen. Außerdem behaupte ich, dass es unter den vielen Yogaübungen bestimmt nicht nur den Hund, die Katze, die Kuh und die Schildkröte gibt.

Und besonders schön: zum Schluss findet Gitti noch ein „E“ und ein „N“. Jetzt ist die komplette mittlere Zeile des Spielbretts belegt: „Wurmkindübungen“. Das gibt echt viele Punkte! Dreifach!!

Nach einer guten halben Stunde ist es Zeit für die Haube auf dem Kuchen. Gitti holt die Form aus dem Ofen, verstreicht die Eiweißmasse auf dem schon verführerisch duftenden Backwerk und übergibt alles nochmal für ein Viertelstündchen dem Backofen.

Sabbernd sitzen wir vor dem Guckfenster und warten sehnsüchtig darauf, dass das Eiweiß sich in eine hübsche karamellfarbene Haube verwandelt.

Dann endlich ist es soweit: Gitti holt den fertigen Schmandkuchen aus dem Ofen. Noch ist er zu heiß, wir müssen mit dem Verzehr also warten. Zum Glück wissen wir ja, uns zu beschäftigen. Und als wir es gar nicht mehr aushalten, räume ich das Scrabblespiel weg. Gitti zückt ein Messer und kredenzt die ersten Stücke.

Schmandkuchenrezept

Zutaten

Teig Füllung 
65 gButter200 gSchmand
200 gMehl500 gQuark (Magerstufe)
75 gZucker150 gZucker
1Ei3Eigelb
½ PäckchenBackpulver1 PäckchenSahnepuddingpulver
1 PriseSalz1 PäckchenVanillezucker
  ¼ LiterMilch
   ¾ TasseErdnussöl
  1 PriseSalz
Springform   
150°CUmluft  
30-45 min   
    
Haube   
3Eiweiß  
3 ELZucker  
1 PriseSalz  
150°CUmluft  
15 min   

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Mauro und Gianna

    Da läuft ja einem das Wasser im
    Mund zusammen 🤭😋
    Kaffee ☕️, Kuchen 🥧????
    Danke für die Pause durch deine Geschichte,
    aber jetzt kreisen unsere Gedanken um den Kuchen.
    Es muss jetzt einer her 👩‍🍳

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