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Schwarzes Loch

Ich finde es immer wieder spannend, was die vielen Forscher auf der Welt und anderswo so alles entdecken. Und deshalb lese ich auch gerne mal etwas über Dinge, die mit meinem Alltag scheinbar nichts zu tun haben. Aber manchmal frage ich mich doch: „Woher wissen die eigentlich, was bei uns zu Hause abgeht und wofür wir dringend Erklärungen brauchen?“

Ich muss ein wenig ausholen: Dieses Jahr hat die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften unter anderem wieder den Nobelpreis für Physik verliehen. Er ging an drei Forscher, die sich mit schwarzen Löchern beschäftigt haben. Der Brite Roger Penrose bekam die eine Hälfte des Preises. Er hat auf Basis der Relativitätstheorie so lange und so genial herumgerechnet, bis er beweisen konnte, dass schwarze Löcher tatsächlich entstehen. Albert Einstein hatte die eigentliche Theorie dazu geliefert, aber er konnte selbst nicht glauben, dass es schwarze Löcher dann auch wirklich gibt. Die andere Hälfte des Nobelpreises teilten sich die Amerikanerin Andrea Ghez und der Deutsche Reinhard Genzel. Zusammen mit ihren Teams konnten sie zeigen, dass im Zentrum unserer Milchstraße ein richtig massives schwarzes Loch sein muss.

Hm, früher war völlig klar, was ein Loch ist, nämlich: Nichts mit Rand. Und heute? Also bei einem schwarzen Loch ist das ganz anders, das ist alles andere als Nichts. Ein schwarzes Loch ist unglaublich kompakt, sauschwer und immer hungrig. Mehr noch als das Krümelmonster, Garfield und Alf zusammen! Was auch immer sich quasi zu sehr in seine Nähe verirrt, wird in das Loch hineingezogen. Die Grenze ist der Ereignishorizont. Was diesen Horizont überschreitet, das ist für immer verloren – denn das Loch gibt nichts wieder her. Noch nicht einmal Licht kommt wieder heraus. Direkt sehen kann man es nicht, es lässt sich nur indirekt durch den Tanz der Dinge um das Loch herum visualisieren.

Zu Hause haben Gitti und ich vermutlich auch ein schwarzes Loch. Darin und wohl für immer verborgen wohnen unsere Geflügelschere, diverse Einzelsocken und weitere Gegenstände unterschiedlicher Größe. Den genauen Ort unseres schwarzen Lochs konnten wir noch nicht lokalisieren. Es gibt Hinweise auf eine spezielle Schublade, allerdings konzentrieren sich neuere Erkenntnisse auf einen bisher unbekannten Ort im Keller. Ja, wir wissen es nicht… und wir werden weiter danach forschen.

Die Waschmaschine konnten wir bereits als Einzelsocken-Friedhof ausschließen, da sind wir auch schon in die tiefsten Winkel vorgedrungen. Wir gehen also weiter konsequent allen Hinweisen nach und ermitteln selbstverständlich in alle Richtungen – also immer, wenn wir Lust und Zeit dazu haben.

„Wo ein schwarzes Loch ist, da muss es auch ein weißes Loch geben!“, überlege ich und konsultiere das Internet, wo ich dann auch flugs erfahre, dass ich mit dieser Vorstellung nicht alleine bin. Dort finde ich auch einen plakativen Namen: kosmische Geysire. Na, da assoziiert man doch gleich, was wohl an einem solchen Ort passiert, oder? Da wird der ganze Mist nämlich wieder rausgeblasen, inklusive Geflügelschere! Das könnte man glatt als Urknall ansehen. Spontan halte ich mir kurz die Ohren zu.

Ich nehme meine Arme wieder runter und überlege: „Gut, vielleicht sieht die Geflügelschere dann nicht mehr wie eine Geflügelschere aus. Was soll‘s, ein bisschen Schwund ist immer!“

Es gibt auch eine Theorie, nach der ein schwarzes und ein weißes Loch zusammen ein Wurmloch bilden können. Wie romantisch! Ich sehe spontan eine schwarze und eine weiße Gestalt vor mir, fast wie kleine Gespenster mit Kapuzen und weiten Umhängen. Die beiden geben sich in der Mitte die Hand, und dann saugt das schwarze auf der einen Seite alles ein, und das weiße bläst auf der anderen Seite alles wieder raus. Ich erfahre, dass die weiße Ausblas-Seite meines Gespensterpaars ganz schön weit weg sein kann. Vielleicht sogar in einer ganz anderen Galaxie und zu einer ganz anderen Zeit. Die Theorie gibt sogar her, dass das Zeug in der Vergangenheit wieder rausfliegt. Ui, das macht richtig Gänsehaut. Und dann könnte alles wieder von vorne losgehen, der Kreis würde sich schließen.

Na, ich weiß echt noch nicht, was ich davon halte. Das führt nah an Religionen und Weltanschauungen heran. Ich will jetzt lieber keinen Exkurs über die Frage nach dem Sinn des Lebens und den Lauf der Dinge unternehmen.

Immerhin verstehe ich jetzt, was so viele Filmemacher und Geschichtenerzähler inspiriert. Die Existenz weißer Löcher konnte noch nicht nachgewiesen werden, aber das mit den schwarzen hat ja auch länger gedauert. Für die Klugscheißer unter uns, also auch für mich selbst, sei noch erwähnt, dass man eine Zeit lang gedacht hat, sogenannte Quasare wären weiße Löcher. Aber scheinbar stimmt das gar nicht. Keine Sorge, ich lasse mich da jetzt nicht weiter drüber aus. Ich bin schon gespannt, was es dazu demnächst wieder zu lesen gibt.

Ich suche lieber nochmal gründlich nach der Geflügelschere. Sonst müssen wir der nächsten Ente wieder mit der Gartenschere zu Leibe rücken. Neulich erst habe ich den Kauf einer neuen Geflügelschere rigoros abgelehnt: „Wenn wir das machen, taucht die alte bestimmt sofort wieder auf! Nicht auszudenken, wohin das führt!!“ Gitti hat daraufhin nur mit den Schultern gezuckt und mich gebeten, die Gartenschere wieder aus dem Keller zu holen. Ihr ist egal, womit sie den Vogel klein kriegt, Hauptsache, es gibt überhaupt mal wieder Ente.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Mauro und Gianna

    Ente gut, alles gut 🦆
    Danke für den Impuls nach schwarze Löcher zu suchen. Wir haben bestimmt auch eins👍🏻
    Wieder herzlich gelacht 😂😂

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