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Winke-Winke

Heute müssen wir einen traurigen Akt überstehen und leise „Winke-Winke“ sagen. Meine wunderbare Cousine ist gestorben. Neben der rein verwandtschaftlichen Beziehung verbindet uns eine langjährige Freundschaft. Ich verzichte hier bewusst auf die Vergangenheitsform! Mein Gefühl passt nämlich nicht dazu, und diese Freundschaft ist für mich präsent und stark, wie all die Jahre schon.

Ich habe lange überlegt, ob ich etwas zu diesem Thema schreiben mag und was ich damit anrichte. Kurzum, es treibt mich um, also lege ich einfach mal los. Abschiede gehören ja leider zum Leben. Wir sind unendlich traurig und könnten Meere mit Tränen füllen. Aber Gitti und ich richten uns jetzt gemeinsam auf, pflegen unsere schönen Erinnerungen und wenden gleichzeitig den Blick nach vorne.

Da vorne wirst Du uns nämlich wieder begegnen – in Form wunderbarer Erinnerungen. Wir werden fröhlich sein und gerne an Dich denken. Auf diese Weise nehmen wir Dich einfach weiter mit auf unsere eigene Reise. In Gedanken werden wir Dir erzählen, was wir wieder angestellt haben. Und wir werden Dein wunderbares Lachen hören, Deinen verschmitzten, wachen Blick auf uns ruhen fühlen, Dich vor unserem geistigen Auge sehen und anderen Menschen von Dir erzählen. Du hast Spuren hinterlassen. Nicht nur bei uns.

Man sagt, das Leben sei wie Zeichnen ohne Radiergummi. Dein Bild ist bunt, es gefällt mir sehr gut. Und an einem Teil meines Lebensbildes hast Du fleißig mitgezeichnet. Danke dafür!

Ich krame in meinen Erinnerungen. Zusammen haben wir neben ernsten Dingen auch viele saukomische Situationen erlebt. Ich muss schon wieder weinen, aber diesmal sind es Lachtränen, die mir in die Augen schießen. Ich bin nämlich wieder voll in dem Gefühl, das zu dem gemeinsamen Erlebnis gehört, an das ich gerade denke. Ich sehe alles genau vor mir, und ich lache ganz befreit. Das tut so gut!

Ich sehe Dich vor mir, wie Du gerade … Nein, stopp! An dieser Stelle kann jetzt jeder seinem eigenen schönen Erlebnis mit Dir nachspüren! Und wer Dich nicht kennt, dem fällt bestimmt ein anderer Mensch ein, an den es sich zu denken lohnt. An jede und jeden, die oder der es versuchen möchte: Nimm Dir Zeit, bade in dem wunderbaren Gefühl und bleibe fröhlich. Das geht. Versprochen! Mit ein bisschen Übung wird das schon. Ich lächle und rufe: „Das war schön!“

Natürlich weiß ich um die Trauer, die mich immer wieder anfallen wird. Es wäre nicht normal, wenn das nicht passierte. Ich lasse aber nicht zu, dass mich die Trauer auffrisst!

Vor ganz kurzer Zeit noch haben meine wunderbare Cousine und ich übrigens noch über die Fröhlichkeit gesprochen. Und wir waren uns einig darüber, dass wir uns jederzeit für die Fröhlichkeit entscheiden können. Egal, welcher Wind uns gerade um die Ohren weht und wie mies das Schicksal oder wer auch immer seine eigenen Pläne umsetzt. Wir wollen fröhlich sein, und das lassen wir uns nicht so leicht kaputtmachen. Mit der Kraft, die wir im Fröhlich-Sein tanken, begegnen wir dann der nächsten Herausforderung. Dabei bringen wir alles an Pragmatismus auf, was uns zur Verfügung steht. Ein wenig theatral haben meine Cousine und ich dann noch gemeinsam beschlossen und verkündet, dass wir immer ein offenes Ohr für den Zauber der Komik behalten wollen. Die Komik wohnt ja überraschend auch so manch beschissenem Ding inne.

So – und jetzt müssen Gitti und ich los. Wahrscheinlich sehen wir Leute wieder, mit denen wir den Schwur erneuern, uns nicht immer nur aus traurigen Anlässen begegnen zu wollen. Vielleicht gelingt es uns ja, das endlich erfolgreich umzusetzen. Außerdem werden wir uns gegenseitig stützen. Und dann werden wir Geschichten austauschen. Wir schnappen uns Zeichenstifte und malen gemeinsam in unseren Lebensbildern herum. Damit schaffen wir Erinnerungen für unsere Zukunft und arbeiten an unserer Zuversicht.

Winke-Winke.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mauro und Gianna

    Danke für diese sehr persönliche Erfahrung vom Abschied nehmen, die du hier mit allen, die es lesen teilst, liebe Miriam!
    Deine Worte haben uns im Herzen berührt, und obwohl wir deine Cousine persönlich nicht kennen, haben sich ein paar Tränen, den Weg in unsere Augen gebahnt!
    Sie sind Geschenke, aus dem Raum wo unsere Seelen sind!
    Den Schmerz beim Verlust einer geliebten Person können oft Michelangelos Worte lindern: ,,Ich bin nicht tot, ich wechsle nur die Räume, ich leb in euch und geh durch eure Träume!‘‘
    Und das schönste Geschenk, dass uns eine von uns gegangene, geliebte Person hinterlässt, ist ein Lächeln auf unserem Gesicht, wenn wir an sie denken!

    In Verbundenheit und Dankbarkeit für deine sehr berührenden Worte sind wir in Gedanken bei dir, liebe Miriam.

    Mauro und Gianna

  2. Betina

    Liebe Miriam,
    danke das du zeigst, das so ein Abschied nicht negativ sein muss.
    Leider wird über Tot und Verlust nicht gern gesprochen (schon gar nicht geschrieben), aber er gehört zum Leben dazu.
    Du hast eine schöne Art beschrieben damit um zu gehen, und ich hoffe das es viele Leute so machen werden.
    Sich an die schönen, lustigen, witzigen aber auch an die schwierigen Zeiten die man gemeinsam mit Witz und Mut durchlebt hat zu erinnern und diese guten und glücklichen Erinnerungen zu spüren und zu teilen.
    Danke das auch DU ein Teil MEINER Erinnerung und Geschichte bist!

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