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Spiele am Abend

Ich liebe kreative Spiele. Vor allem solche, bei denen es viel zu Lachen gibt.

Das erste Spiel dieser Art lernte ich vor vielen Jahren kennen: Tabu. Hier muss man Oberbegriffe beschreiben. Ist ein Begriff zusammengesetzt, so darf man die Teile, aus denen der Begriff besteht, natürlich nicht verwenden, denn das ist tabu. Außerdem gibt es zu jedem Oberbegriff eine Reihe anderer Wörter, die man ebenfalls nicht verwenden darf. Ausweglos? Keineswegs! Ich erinnere mich an eine Mitspielerin, die vor lauter Verzweiflung schon einen ganz roten Kopf hatte, sich eine Weile auf die Lippen biss und dann urplötzlich mit weit aufgerissenen Augen schrie: „Bei der Muh unten hinten zwischen!“ Noch lange danach musste ich kichern, wenn ich irgendwo eine Kuh oder das Bild eines Euters sah.

Activity ist seit langem mein Lieblingsspiel. Bei diesem Spiel müssen wir abwechselnd zusammengesetzte Begriffe, Redewendungen und Sprichwörter zeichnen, mit Worten umschreiben oder pantomimisch darstellen und erraten. Genial! Anfangs sind meistens alle damit beschäftigt, den anderen zu versichern, dass sie weder malen noch zeichnen können und dass sie keine Ahnung haben, wie man den geheimnisvollen Begriff, um den es gerade geht, ohne Requisiten und begleitende Worte pantomimisch darstellen könnte. Erfreulicherweise verliert sich das mit der Zeit. Alle vergessen, was sie angeblich nicht können. Jeder verliert zunehmend die Scheu, manch einer genießt es sogar heimlich, sich mal ohne Konsequenzen zum Affen machen zu können. Alle wachsen über sich hinaus. Und alle vergessen für eine Weile, welche Sorgen sie haben. Das ist soooo schön!!!

Meistens lohnt es sich, die Begriffe zu zerlegen und dann die einzelnen Bestandteile erraten zu lassen. Vieles wird mit verzweifeltem Blick transportiert. Nicht immer ist es hilfreich, wenn man seine Mitspieler genau kennt und gut einschätzen kann, wie ihre Assoziationsketten normalerweise laufen. Da landet man schon mal in einer sehr engen Sackgasse – ohne Wendeplatte. Den anderen da wieder herauszubringen, um anschließend auf einem ganz anderen Weg das Ziel zu erreichen, ist manchmal gar nicht so leicht.

Kleine Kostprobe aus den letzten Jahren gefällig? Na gut. Ich nenne allerdings keine Namen und verrate niemanden, versprochen!

Eine Mitspielerin ist dran. Zuerst guckt sie verzweifelt und versichert, dass sie das nicht kann. Anschließend geht sie in die Hocke und legt ihre Handinnenflächen vor der Brust flach aneinander. Alle Finger zeigen gen Decke. Nach einer Kunstpause schnellt sie völlig überraschend nach oben, hüpft sogar ein wenig in die Luft, macht sich richtig lang, reckt beide Arme gen Decke empor und lässt sie dann in großer Geste seitlich auseinanderfallen. Ihr Spielpartner zuckt zusammen und rückt auf seinem Stuhl etwas nach links. Von ihr und ihren ausladenden Bewegungen weg. Erwartungsvoll guckt sie ihn an. Er guckt etwas verunsichert und vor allem verständnislos zurück. Die Akteurin gibt nicht auf und wiederholt die Übung … Insgesamt so an die zehn Mal. Dann erbarmt sich jemand aus der Runde und prustet „Springbrunnen“ heraus. Muskelkater am nächsten Morgen? Wir wissen es nicht.

Eine andere ist an der Reihe. Sie hat mehr Glück. Es geht los. Ihr rechter Handteller zeigt nach oben, scheinbar hält sie etwas fest. Mit der linken Hand ergreift sie offensichtlich einen zweiten Gegenstand. Sie schwenkt ihn nach unten, führt ihn genau über den ersten Gegenstand und dreht ihn dort schnell mit schraubenartiger Bewegung hin und her. Dabei verzieht sie ein wenig angewidert das Gesicht. Anschließend öffnet sie beide Hände, legt die Handkanten flach aneinander und schließt sie dann mit zufriedenem Blick. Kaum sind ihre Hände geschlossen, ertönt aus der Runde ein fröhliches „Zitronenfalter!“

Weiter geht es. Es gilt, eine Redewendung zu zeichnen. Zuerst der übliche Protest: „Das geht nicht!!“ Dann ergibt sich der Mitspieler in sein Los und setzt den Stift aufs Papier. Es entsteht ein breiter Halbkreis, mit der flachen Seite auf ein schmales Rechteck aufgesetzt. Daneben noch so eine Figur. Der erste ruft „Pilz!“ Dann gibt es eine waagerechte Linie. Oben drüber. Aha. Unser Zeichner schraffiert die Fläche unterhalb der Linie. Ein Stück weiter rechts entsteht noch so ein Pilz, direkt auf der Linie stehend. Noch gucken alle und rätseln. Der Zeichner malt einen langen Pfeil nach oben und tippt genervt mit dem Stift auf die beiden unteren Figuren. Dann endlich malt er einen Colt. Wie aus einem Munde tönt es plötzlich von allen Seiten: „Wie Pilze aus dem Boden schießen!“

Als seine liebe Frau in ihren Strümpfen auf die Zehenspitzen geht und mit elegantem Hüftschwung vor ihrem Gatten hin und her läuft, liegen alle Mitspieler minutenlang kreischend auf dem Boden. Der Gatte hat derweil nur Augen für den Teil ihres Körpers, der durch den gekonnten Hüftschwung besonders in Szene gesetzt wird. Als jemand aus der Runde nicht mehr an sich halten kann und endlich „Stöckelschuh“ ruft, kommentiert der Gatte nur trocken: „Ich kann nichts dafür, alles Blut ist jetzt halt woanders und nicht mehr im Kopf.“

Ich könnte stundenlang so weitermachen. Liebe Freunde, ich denke oft an Euch. Lasst uns bald mal wieder am Abend miteinander spielen und einen sorglosen Moment der Ausgelassenheit genießen! Und um den Ernst des Lebens kümmern wir uns gleich am darauffolgenden Tag wieder. Versprochen!

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