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Welchen kulinarischen Genuss wollen wir uns heute Abend kredenzen? Auf der Suche nach Ideen und Gelüsten inspizieren Gitti und ich den Inhalt des Kühlschranks und insbesondere den der Gemüseschublade. Allerlei Zutaten winken uns zu. Schnell ist klar: Der Blumenkohl wird das Rennen machen.

Aber wie genau wollen wir ihn genießen? Wir gucken uns gegenseitig an, schließen die Tür des Kühlschranks und ziehen uns zu Beratungen zurück.

„Wir könnten den Blumenkohl im Ofen backen. Hast Du Lust auf eine Miso-Kruste?“, fragt Gitti. Sie hat neulich im Netz ein Rezept gefunden, das sie gerne mal ausprobieren möchte. Eine Miso-Paste hat Gitti schon besorgt. Ich erfahre, dass es sich dabei um eine japanische Paste handelt, die vorwiegend aus fermentierten Sojabohnen besteht. „Alle sagen, dass das Zeug einen ganz tollen Umami-Geschmack hat!“ Mit diesen Worten zaubert Gitti flugs den kritischen Ausdruck, der sich spontan auf meinem Gesicht breitgemacht hat, weg. „Und was kommt da sonst noch rein?“, möchte ich wissen. Gitti referiert aus dem Kopf, dass man die Miso-Paste mit Öl, Knoblauch, Zitronenschale und Chili verfeinern kann. Der Kohl soll im Ofen gebacken werden. Als Garnitur bieten sich gehackte Kräuter an. Gitti schwärmt: „Basilikum, Minze, Petersilie, Dill, vielleicht sogar mit Frühlingszwiebeln!“ Das klingt vielversprechend.

Gitti zaubert das Rezept hervor. Kopf an Kopf lesen wir darin. Dann stellen wir einmütig fest: Eigentlich haben wir gar keine Lust, den Blumenkohl zuerst zu kochen und danach noch zu überbacken. Wir könnten ihn ja auch in Scheiben schneiden und gleich im Ofen zubereiten. Dann wird er auch gar. Insgesamt sogar schneller!

„Oder willst Du ihn mit Kokoscreme und Käse überbacken? Wir könnten ihn mit etwas Kurkuma verfeinern.“ Gittis Überlegungen breiten sich in alle Richtungen aus. „Es geht aber auch ganz klassisch. Also kochen und dann mit in Butter angerösteten Semmelbröseln überziehen. Aber dann hätte ich gerne noch Kartoffeln … Und dazu vielleicht Minutenschnitzelchen?“ Dann fällt ihr ein, dass wir von der Kruste, mit der wir vor ein paar Tagen unseren Winterkabeljau überbacken haben, noch einen Rest haben, den wir verwenden könnten. Diese Kruste war aus Senf, Semmelbröseln, Schalotten, ganz vielen Kräutern, etwas Käse und Butter hergestellt.

Wenn Gitti jetzt noch etwas anderes vorschlägt, weiß ich gar nicht mehr, was ich will. Oder in welcher Reihenfolge. In Gedanken sehe ich, wie sich in unserer Gemüseschublade plötzlich ein ganzer Blumenkohl-Clan häuslich eingerichtet hat.

Zur Ablenkung frage ich Gitti einfach mal nach dem Plural von Blumenkohl.

Insgeheim freue ich mich auf lustige Vorschläge, wie Blumenköhler oder Blumenkohle. Gitti ist allerdings bei solchen Themen echt sattelfest. Sie zieht eine Augenbraue hoch und klingt ein bisschen genervt, als sie ganz trocken „Blumenkohlköpfe“ sagt. Dann dreht Gitti sich entschlossen um, öffnet erneut den Kühlschrank, und ihr Kopf taucht tief ins Innere des kühlen Schrankes ein. Kühle Schwaden dringen heraus und umwabern Gittis Gestalt. Erfrischt und sichtlich gut gelaunt taucht sie alsbald wieder außerhalb des Schrankes auf. Ich rechne fest mit weiteren Angeboten und rüste mich innerlich.

Zu meiner Überraschung möchte Gitti jedoch nur wissen, wie der Plural von „Datum“ ist. Genauer: Mindesthaltbarkeitsdatum.

Sie hat zwei Sachen aus dem Kühlschrank mitgebracht. Also schlage ich vor: „Beides abgelaufen!“ Gitti lässt das leider nicht gelten. Berufskrankheit. Ihre Schüler wurden zwar von ihr für kreative Ideen stets belohnt, aber ein Ausweg war das wohl nie. Ich versichere, dass ich genau weiß, dass es nicht „Datümer“ heißt. Gitti bleibt hartnäckig und lässt mich erst in Ruhe, als ich sage: „Das Datum, die Daten.“ Immerhin versteht die gute Gitti gut, dass ich mit Daten in diesen modernen Zeiten eher ganz viele Zahlen und Zustände assoziiere, die in Datenbanken abgelegt und elektronisch zu verarbeiten sind. Nicht wie unser Gemüse! Das schnibble ich doch gerne „von Hand“, also mit Hilfe eines scharfen Messers.

Wir sammeln weitere Wörter, deren Mehrzahl uns auf den ersten Blick komisch erscheint. So amüsieren wir uns eine Weile. Und dann stellen wir einmütig fest, dass wir heute eigentlich viel mehr Lust auf einen Restaurantbesuch haben. Spontan beschließen Gitti und ich also, uns auf den Weg zu machen. Wo waren wir schon länger nicht mehr? Synchron zeigen wir beide in die gleiche Himmelsrichtung. Also los!

Aber morgen gibt es Blumenkohl! Und darauf freue ich mich schon jetzt!!

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Tom

    Danke für die Geschichte

    Wie hat denn der Blumenkohl geschmeckt und wie habt ihr ihn letztendlich zubereitet? Ich überziehe Blumenkohl gerne mit einer dünnen Schicht an Gehacktem (gewürzt nach Tagesgeschmack), stelle ihn mit ein wenig Wasser in eine Schale, so daß der Anfang der Hackschicht bedeckt ist und backe ihn dann. So wird auch ein nicht vorgekochter Blumenkohl gar und man hat eine Basis für eine Sauce dazu,

    1. Miriam

      Das klingt auch super lecker, Danke für den Tipp. Uns sind noch andere Sachen dazwischengesprungen, den Kohl gibt es vermutlich erst heute.

  2. Mauro und Gianna

    Danke für die Möglichkeit, mental dabei sein zu können!
    Deine Geschichten laden uns mit viel Witz und Humor immer wieder dazu ein, und sie machen es uns leicht, schwupp di wupp in Gedanken bei euch zu sein!

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