Die letzten Tage waren trüb. Echtes Knochenkriechwetter. Der Himmel zeigte sich durchgängig wolkenverhangen, die feuchte Kälte ließ uns jedes Gelenk einzeln spüren. Sie kroch uns förmlich in die Knochen, obwohl wir drinnen im Warmen saßen. An solchen Tagen muss man gut auf sich und seine Stimmung achten. Möglichem Trübsal trachten wir stets schnell zu entkommen. Behagliche Beleuchtung hilft immer dabei, empfindliche Seelen zu streicheln. Wir pflegen ganz bewusst unseren Frohsinn und sorgen dafür, dass es gemütlich ist.
Heute erspäht Gitti gleich am Morgen eine kleine Wolkenlücke, die schnell größer wird. Beschwingt startet sie in den Tag. Das ist echt mitreißend. Spontan beschließen wir, einen Ausflug in die Stadt zu unternehmen. Ein kleines Bad in der Fußgängermenge tut uns gut. Wir statten ein paar Geschäften unseren Besuch ab. Genüsslich flanieren Gitti und ich durch belebte Einkaufsstraßen. Eigentlich ist es immer noch kalt, aber eine dicke Jacke und ein kuscheliger Schal sorgen dafür, dass Wanst und Hals warm bleiben. Füße sind die Klimaanlage des Körpers, deshalb tragen wir beide Schuhe, die unsere Füße warm halten. Wir pausieren auf der Außenterrasse eines Brauhauses. Von hier aus gucken wir Spaziergängern und Brauhausgästen bei deren Freizeitgestaltung zu. Am blauen Himmel hängen minütlich weniger Wolken. Die Sonne und Gitti strahlen um die Wette. Beide strotzen nur so vor Kraft.
Am Abend muckeln Gitti und ich uns wieder zu Hause ein. Wir köcheln gemeinsam und schlafen später abwechselnd ein Ründchen vor dem Fernseher.
Über Nacht zieht sich der Himmel leider wieder zu. Immerhin ist es nicht wirklich kalt. Gitti und ich veranstalten zu Hause eine größere Putzaktion. Bestimmt vertreiben wir damit neben irgendwelchem Schmutz auch alle Wolken. Die dabei auszuführenden Tätigkeiten werden vermutlich nie zu unseren liebsten Beschäftigungen gehören. Aber: Es muss sein, also wird es gemacht. Danach betrachten wir ein paar Minuten lang unser Werk und freuen uns über die Sauberkeit, deren Halbwertszeit naturgemäß recht kurz ist. Nach dem Putzen ist vor dem Putzen. Wer sich traut, Fenster zu putzen, der sollte nicht allzu enttäuscht sein, wenn bereits beim letzten Arbeitsgang ein kleiner Nieselregen einsetzt und den schönen Durchblick alsbald wieder trübt. So ist es auch heute. Genug davon!
Völlig ermattet sitzen wir anschließend im Wohnzimmer und erholen uns. Gitti recherchiert auf dem Smartphone, was sie gestern in der Stadt nicht fand. Sie wünscht sich eine kuschelig warme Hose. Nach einer Weile hält sie mir wortlos das Display entgegen. Ich gucke und warte. Und dann bricht es aus Gitti heraus: „Die will ich nicht, die ist mir zu warm!“
Ich sehe nochmal genauer hin. Auf dem Display erkenne ich zwei Beine. Sie stecken ohne Socken in Turnschuhen, aber das tut hier nichts zur Sache. Der Bildausschnitt zeigt das Beinpaar von ganz unten an und dann hoch bis etwa zur Mitte der Oberschenkel. Das Oberbekleidungsmodel auf dem Foto trägt eine Hose. Die Hose ist heruntergelassen, oder? Ich schärfe meine Aufmerksamkeit und erkenne bald, dass der obere Teil der Hose mit großer Sorgfalt nach unten umgeschlagen wurde. Auf diese Weise kann man das Plüschfutter der Hose gut erkennen, welches nun nach außen zeigend die Knie und etwa die Hälfte der Waden umspült. In der Mitte baumeln die beiden Enden der Gummizugschnur, die in den Hosenbund eingezogen wurde, etwas nutzlos und geradezu traurig herab.
Gitti wartet auf meine Reaktion. Auffordernd wackelt sie mit dem Gerät, auf dessen Display ich immer noch gebannt starre. Also spreche ich aus, was mir als erstes in den Sinn kommt: „Mach‘ Dir keine Sorgen, die ist Dir nicht zu warm. Guck mal, die trägt man doch nur bis zum Oberschenkel, nicht wahr?“
👍🏻🤣🩳🤵♀️Ohne Worte 🙏🏻❗️
Danke für das Schmunzeln!