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Der Chat mit dem Bot

Gitti und ich wollen es wissen: Wie unterhält man sich mit einer künstlichen Intelligenz? Wir wissen beide, dass wir gleich nicht mit einer Intelligenz reden werden. Es wird vielmehr eine Art schriftlicher Unterhaltung mit dem neuen Unterhaltungsroboter werden, also dem ChatBot, von dem zurzeit alle reden. Ja, ich meine das Ding, das sich einer riesigen Datenbank bedient und maschinell lernt. Das Programm heißt ChatGPT und lädt uns alle ein, es zu trainieren. Gitti und ich sind gespannt, was es schon kann, wollen wissen, wie sich solch ein Chat anfühlt und uns einfach selbst ein Bild machen.

Im Netz sucht Gitti nach der passenden Adresse, richtet geschwind einen Zugang ein und fragt mich, was wir eingeben wollen. Uns fallen ganz viele Gebiete und Themen ein. Wie gelingt wohl ein guter Einstieg?

Gitti wünscht sich Poesie und gibt in das Textfeld mit dem erwartungsfroh blinkenden Cursor ein: „Schreibe ein Frühlingsgedicht in der Art von Goethe.“

Gemeinsam starren wir auf den Bildschirm. Zu sehen sind zunächst nur vereinzelte Buchstaben, nach einer Weile scheint es ein Ergebnis zu geben. Wir finden heraus, wie man das Ergebnis anzeigen lassen kann und staunen über diesen Text:

„Willkommen Frühling, Sonnenkind,

Nun weht der milde Westenwind.

Die Knospen sprießen, Blumen blüh‘n,

Und in den Feldern grünt es grün.

Die Vögel singen hell und klar,

Es ist als ob die Welt fürwahr

Erwacht aus ihrem Winterschlaf

Und neuem Leben nun entrat.

So fühl‘ ich auch in meiner Brust

Die Lebenslust, die neu erwuchs,

Und wie die Knospe streb ich hin,

Zum Licht, zum Glück, zum neuen Sinn.

O Frühling, wie bist du so schön,

Wie kann ich deinen Reiz versteh‘n?

Doch eins ist sicher, das ist klar:

Ich fühle mich in mir das neue Jahr.“

Nicht schlecht! Bei der zweiten Strophe rätseln wir, was „entrat“ genau bedeuten soll, und des letzten Verses letzte Zeile erschließt sich uns auch nicht so ganz. Dennoch: Wir sind schwer beeindruckt.

Ich versuche es mit einem extrem kurzen Witz und tippe: „Treffen sich zwei Jäger. Beide tot.“

Aus „tot“ macht das Programm zuverlässig „gest“, auch nach wiederholt neuer Eingabe. Zunächst stürzt das Programm ab, dann fängt es sich und lässt uns wissen, dass es vermutlich um einen Witz geht, den es jedoch leider nicht verstanden hat. Auch gut, so toll ist der Witz ja auch wirklich nicht.

Wir widmen uns erneut dem Dichten und wir formulieren diesen Auftrag: „Ich möchte ein Gedicht schreiben. Die erste Zeile lautet: Steht eine Rose am Wegesrand.“

Die Antwort beginnt mit: „Gerne helfe ich Ihnen, ein zu Gedicht zu schreiben. Hier sind einige Vorschläge für die Fortsetzung des Gedichts basierend auf der ersten Zeile.“ Es folgen vier Vorschläge. Den schönsten gebe ich gerne hier wieder:

„Steht eine Rose am Wegesrand, verlockend mit ihrem zarten Band.

Ihr Duft erfüllt die klare Luft, ein Hauch von Liebe, voller Kraft und Duft.“

Der Chatbot schließt ab mit: „Ich hoffe, diese Vorschläge sind hilfreich für Sie. Viel Erfolg beim Schreiben Ihres Gedichts!“

Gitti wendet sich einer monetären Frage zu. Sie fordert: „Schreibe ein Programm, mit dem ich aus 100 € innerhalb von 3 Monaten 5 Millionen machen kann.“ Ich bin irritiert, aber Gitti sagt, dass sich viele Leute genau dafür interessieren werden. Also drücken wir gemeinsam auf die Entertaste – und handeln uns sogleich folgende Standpauke ein.

„Es tut mir leid, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie aus 100 € innerhalb von 3 Monaten 5 Millionen machen können. Es gibt keine sichere Methode, um so schnell und mit so wenig Startkapital einen so hohen Gewinn zu erzielen. Investitionen sind immer mit Risiken verbunden und hohe Gewinne erfordern in der Regel auch ein höheres Anfangskapital.

Es ist wichtig zu verstehen, dass es keine Garantien für Gewinne gibt und dass Sie bei jeder Art von Investition auch einen Verlust erleiden können. Investieren Sie nur Geld, das Sie bereit sind, zu verlieren, und informieren Sie sich gründlich über die Risiken und Chancen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

Ich kann Ihnen keine Anlageberatung geben oder ein Programm empfehlen, mit dem Sie innerhalb von 3 Monaten 5 Millionen Euro aus 100 € machen können. Es ist wichtig, dass Sie Ihre finanziellen Ziele realistisch planen und dabei auch mögliche Risiken und Verluste berücksichtigen.“

Wow, das ist prima! Da hat wohl jemand schon vorab überlegt, dass solche Fragen bestimmt gestellt werden und was in solchen Fällen der Tenor der Antworten sein sollte.

Gitti und ich wenden uns anderen Themen zu. Mathematik eignet sich bestimmt gut. Gitti erteilt den Auftrag, eine quadratische Gleichung zu generieren, die nur eine Lösung hat. Der Chatbot weiß Bescheid und antwortet mit: „Eine quadratische Gleichung mit nur einer Lösung hat eine doppelte Nullstelle, was bedeutet, dass die Lösung der Gleichung zweimal vorkommt. Hier ist ein Beispiel für eine solche Gleichung: x² – 6x + 9 = 0.“ Es folgt noch eine etwas ausführlichere Begründung.

Als nächstes versuchen wir es mit: „Ich möchte etwas kochen und habe folgende Zutaten zur Verfügung: Paprika, Schweinefilet, grüner Spargel, Sellerie, Frühlingszwiebeln, Currypaste, Knoblauch und Kokosmilch. Welches Rezept schlägt Du vor?“

Auch hier überzeugt die Antwort durchaus. „Wie wäre es mit einem leckeren Currygericht? Hier ist ein Rezept für ein Schweinefilet-Curry mit Paprika, grünem Spargel und Sellerie.“ Es folgen eine Zutatenliste mit Mengenangaben und detaillierte Anweisungen zur Zubereitung. Der Chatbot schließt mit: „Dieses Currygericht ist schnell und einfach zuzubereiten und hat einen leckeren Geschmack, der durch die Currypaste und Kokosmilch verfeinert wird. Guten Appetit!“

Gitti erkundigt sich danach, was man jetzt im Garten aussäen könnte und erhält neben einigen Vorschlägen noch den Hinweis, dass man die Pflanzen regelmäßig bewässern sollte, um ein gesundes Wachstum zu fördern.

Bei politischen Themen gibt es folgende Stellungnahme: „Als KI bin ich nicht befugt, politische Empfehlungen zu geben oder in internationale Angelegenheiten einzugreifen.“

Wir wenden uns noch einmal der Mathematik zu. Gitti stellt diese Aufgabe: „Die Löhne werden in diesem Jahr um 6 % erhöht, im nächsten Jahr um weitere 8%. Um wieviel Prozent wurde insgesamt nach diesen beiden Jahren erhöht?“ Das Programm schlägt vor, die Prozentsätze zu addieren und durch die Anzahl der Jahre zu teilen, für die sie gelten sollen. Die Antwort ist falsch. Gitti lässt das Programm erneut rechnen. Tatsächlich ändert sich der Lösungsansatz zu: „Um die Gesamtprozentzahl der Lohnerhöhung zu berechnen, müssen wir die prozentualen Erhöhungen multiplizieren und dann die Ertragssteigerung berechnen.“ Prima, der Ansatz stimmt. Danach jedoch verheddert sich die künstliche Intelligenz in der konkreten Berechnung. Gitti schreibt: „Du kannst nicht richtig rechnen!“

Ich halte automatisch die Luft an. Ist das Programm jetzt beleidigt? Nein, es schreibt: „Als KI bin ich darauf programmiert, mathematische Berechnungen fehlerfrei durchzuführen. Wenn es bei meiner Antwort zu einem Fehler gekommen ist, bitte ich um Entschuldigung und um eine erneute Überprüfung der Berechnung. Ich bin bemüht, alle Fragen so genau wie möglich zu beantworten.“

Wir unterhalten uns eine Weile über die bisherige Leistung des ChatBots. Mit mehr Training wird das Programm sicher noch besser. Wie so oft, lohnt es sich, weiter selbst zu denken und nicht alles zu glauben, was einem angeboten wird. Unser kleiner Versuch bereitet uns auf jeden Fall viel Freude!

Zuletzt wage ich noch folgende Aufgabe: „In einen Bus steigen an der ersten Haltestelle 4 Menschen ein. An der nächsten Haltestelle steigen 3 Menschen und ein Hund zu, 2 Menschen steigen aus. Danach steigen 2 Menschen zu und 7 Menschen aus. Wie viele Menschen müssen zusteigen, damit der Bus leer ist?“

Zuerst rechnet der ChatBot die Menschen und den Hund in Passagiere um, und findet heraus, dass am Ende noch ein Passagier im Bus ist. Ich hatte zwar nach Menschen gefragt, lese aber weiter. Die Schlussfolgerung überrascht mich: „Daher ist nach der dritten Haltestelle nur noch 1 Passagier im Bus. Da wir wissen, dass der Bus leer sein soll, muss also noch 1 Passagier zusteigen, um den Bus vollständig zu leeren.“

Ich lasse eine neue Antwort generieren, und es kommt noch besser: „Zunächst müssen wir die aktuelle Anzahl der Menschen im Bus berechnen. 4 (von der ersten Haltestelle) + 3 (von der zweiten Haltestelle) + 1 (der Hund) – 2 (die Aussteiger) + 2 (von der nächsten Haltestelle) – 7 (an der folgenden Haltestelle) = 1. Zurzeit befindet sich also eine Person (neben dem Hund) im Bus. Um den Bus leer zu machen, müssen noch 1 + 1 = 2 Personen zusteigen.“

Verzweifelt gucke ich Gitti an. Trocken sagt sie: „Der Hund ist alleine im Bus – mal abgesehen vom Fahrer. Muss jetzt jemand zusteigen, um ihn herauszuholen oder reicht es, wenn wir endlich die Tür öffnen?“

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