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Die Magie der Musik

Gitti und ich lauschen gerne, wenn jemand musiziert. Musik hat etwas Magisches. Sie entfaltet oft einen ganz besonderen Zauber und öffnet unsere Seelen.

Gitti und mir gefällt längst nicht alles, aber man kann uns durchaus mit einer breiten Palette unterschiedlicher Stile und Interpretationen begeistern. Sehr laute Geräusche schlagen uns beide leider sehr schnell in die Flucht, es sei denn, wir können die Lautstärke selbst regulieren. Bei einem Konzert geht das natürlich nicht. Stell Dir vor, ich würde lautstark um leisere Töne bitten, während jemand anderes vehement nach mehr Schalldruck auf seinen Ohren verlangt und die Bässe gerne in seinem Bauch spürt. So wird das nichts! Auf das Live-Erlebnis wollen wir auch nicht immer verzichten. Der einzige Ausweg aus dem Dilemma: Wir müssen unsere Konzertbesuche gut dosieren.

Neulich, vor ein paar Monaten: Gitti entwickelt eine Idee. Bei uns um die Ecke gibt es eine wunderbare griechische Taverne. Dort sind die Leute unglaublich nett, das Essen ist hervorragend und wir fühlen uns stets willkommen und gut umsorgt. Immer mal wieder gibt es Live-Events mit regionalen Bands. Gitti überredet unsere musizierenden Freunde zu einem gemütlichen Essen in der schönen Taverne. Sie stellt Wirt und Freunde einander vor und regt an, dass die Freunde mit ihrer Band einmal hier aufspielen.

Es klappt. In kleiner Besetzung spielen Groove for Friends heute bei uns um die Ecke. Voller Vorfreude sind Gitti und ich schon ganz aus dem Häuschen. Eine warme und zugleich soulige Stimme, eine gefühlvoll wie virtuos gespielte Gitarre, mitreißend temperamentvolle Akkordeon-Klänge und dazu wohldosierte Percussion versprechen einen echten Groove durch verschiedene Musikstile.

Die Taverne wartet mit kulinarischen Köstlichkeiten auf. Der Laden brummt, die Stimmung ist toll. Immer wieder sehe ich, wie neue Gäste den Gastraum betreten. Sie bemerken die Live-Musik, und keine zwei Takte später verändert sich etwas. Viele dieser Gäste schwingen sich in ihren Bewegungen spontan auf den Takt ein, und auf ihren Gesichtern breitet sich Freude aus. Es ist, als ob der graue Stress-Schleier, der soeben noch deutlich sichtbar schwer auf Schultern und Mundwinkeln lastete, von der Musik vorsichtig weggezogen und dann mit unglaublicher Leichtigkeit hinfort getragen würde.

Ob die Musiker das überhaupt mitbekommen?

In geselliger Runde genießen wir den Abend. Alles zusammen wirkt wie Balsam für die Seele.

Irgendwann wollen wir dann doch nach Hause, denn es passen weder weitere Getränke noch weiteres Essen in uns hinein. Ich enteile noch schnell gen stilles Örtchen. Alle anderen beginnen bereits mit ihren Vorbereitungen zum allgemeinen Aufbruch. Gitti wendet sich entschlossen zum Gehen, die anderen halten sie noch ein bisschen auf. Sie wissen genau, dass Gitti mich lieber doch mit nach Hause nehmen will. Jetzt malen sie sich aus, dass sie mich am Ende einsammeln und dann bei sich im Gräbele schlafen lassen müssen. Gitti vermutet, dass ich doch lieber im heimischen Wasserbett schlafe und übt sich in Geduld.

Das Wasserbett und dessen Wartung wird kurz zum Pausenfüller-Thema. Als ich an den Tisch zurückkehre, höre ich, wie Gitti zum Besten gibt, dass man ab und zu Wasser und Conditioner nachfüllen muss. Ich setze mich und beteilige mich sofort mit einem unqualifizierten Einwurf am Gespräch: „Aber nicht den für die Haare!“

Verblüfft fragt jemand aus der Runde: „Oder vielleicht doch?“ Kichernd überlegen wir im Anschluss gemeinsam, ob das Zeug dafür sorgen könnte, dass die Out-of-bed-Frisur dann schon vor dem Aufstehen perfekt sitzt. Welch eine Bereicherung das doch wäre!

Wir brechen nun auf, winken dem Wirt unseren Dank zu und veranstalten auf der Straße vor der Taverne noch eine ordentliche Verabschiedungsrunde. Zu Hause fallen Gitti und ich sofort selig ins Bett. Ich zähle noch schnell ein Schaf. Dann drehe ich das Gaumensegel in den Wind und schlafe glücklich ein.

Am nächsten Morgen erwache ich mit einem wohligen Gefühl. Gitti und ich begrüßen den Tag und tauschen uns über den schönen Abend und die wunderbare Magie der Musik aus. Mein erster Blick in den Spiegel verrät mir alsbald nur so viel: Es fehlt Conditioner. Irgendwo fehlt Conditioner.

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