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Web-Geburtstag

Das Web hatte Geburtstag, jetzt darf es endlich auf jede Ü30-Party. Prost!

Die erste Website wurde am 06.08.1991 online gestellt. Tim Berners-Lee heißt der Mann, dessen Name fest damit verbunden ist, und seine Seite, die allererste also, die es gab, kann man heute noch aufrufen.

Besonders sexy kommt das Ding natürlich nicht daher, aber so ist das ja ganz häufig mit den ersten Ausführungen toller Dinge. Sie musste auch nicht sexy sein. Hier wurde ein Projekt vorgestellt, aber ohne großes Tamtam. Das Ziel bestand einfach darin, die gemeinsame Arbeit von Forschern zu erleichtern. Tim Berners-Lee und seine Kollegen wollten auf schnellstem Weg Informationen über Landesgrenzen und damit auch über unterschiedliche Netz-Infrastrukturen hinweg austauschen. Auf dieser Website findet man Hinweise zum Konzept des World Wide Web, erfährt also etwas darüber, was das alles soll, außerdem gibt es einen Haufen Links, über die man zu weiteren Erklärungen, einer Historie und auch zur Liste der Personen kommt, die an diesem Projekt beteiligt waren. Bemerkenswert ist, dass Tim Berners-Lee seine Ideen frei verfügbar machte. Danke!! Sonst wäre das wohl nie was für alle geworden!

Der Bitkom e.V. ist der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien. Er wurde 1999 gegründet und verfolgt unter anderem auch das Ziel, eine breite gesellschaftliche Teilhabe an den digitalen Entwicklungen zu erreichen. Vorrangig geht es natürlich darum, Deutschland und seine Firmen digital ganz nach vorne zu bringen. Auf der Website von Bitkom habe ich viele spannende Artikel gefunden. Und zum Ehrentag des www hat natürlich auch jemand bei Bitkom Fakten zusammengetragen und veröffentlicht. Zwei der Zahlen, die dabei erwähnt wurden, beschäftigen mich immer noch. Dort heißt es nämlich, dass es jetzt schon mehr als 1,8 Milliarden Websites gibt und dass jedes Jahr im Durchschnitt etwa 60 Millionen Seiten zusätzlich online gestellt werden.

Das muss ich erstmal sacken lassen.

Ich versuche, ein Gefühl für die Zahlen zu entwickeln und stöbere dazu ein wenig im www. Dort entdecke ich einen Bericht vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, worin ich erfahre, dass die ESA-Mission Gaia im Dezember 2020 einen Teilkatalog an Daten veröffentlicht hat, der zu 1,8 Milliarden Objekten am Himmel erhoben wurde. Dabei geht es um die gemessenen Positionen und Helligkeiten dieser Objekte. Aha. Und 60 Millionen, das entspricht dem Betrag in €, den die Bundesregierung bis 2022 in das Zukunftsprogramm „Digitalpolitik Landwirtschaft“ steckt. Ein Teilprojekt des Programms heißt „Cow Data – Kühe besser verstehen“. Na toll. Ich erkenne bald: Mein Gefühl für diese Zahlen verändert sich durch solche Beispiele nicht wirklich. Interessant finde ich allerdings den Inhalt der vielen Artikel, und so drifte ich immer weiter ab, bin bald „lost in cyberspace“ und habe Mühe, wieder zurückzukehren – in mein analoges Leben, dass ich ja auch noch auskosten mag!

Ganz analog sitze ich nun herum und schwelge in Erinnerungen. Anfangs, als www plötzlich für alle zugänglich wurde, musste ich schon sehr genau wissen, was ich dort zu finden trachtete. Zuerst lernte ich, dass ein Browser keine Dusche ist, sondern die Oberfläche, die mir Sachen aus dem Netz anzeigt und mir beim Navigieren hilft. Ich musste noch mehr lernen: Zum Surfen brauchte niemand mehr ans Meer fahren, das ging jetzt auch von zu Hause aus. Im Sitzen! Trocken!! Über Links. Also nicht im Sinne der Richtung. Sondern Hyperlinks. Nein, nicht mit „ü“ gesprochen und ganz links, sondern mit „ei“ gesprochen! Die meist blau eingefärbten und unterstrichenen Wörter, die mich irgendwohin brachten, die hießen damals schon so. Was habe ich mich da verheddert!! Nicht überall gab es einen einfachen Weg zurück. Und das Meer, in dem ich surfte, das war plötzlich ein Haufen Elektrokram im Cyberspace.

Auf jedes Zeichen kam es an. Hatte sich auch nur der kleinste Tippfehler eingeschlichen, war auch schon Schluss mit der Suche und ich wurde ohne Ergebnis einfach vor dem Bildschirm sitzengelassen. Unverschämt! Sonderzeichen, Umlaute, Leerzeichen? Nein, mit sowas konnte das Ding nichts anfangen. Wer den genauen Suchbegriff nicht traf, der war und blieb ausgeschlossen. Gute Strategien waren gefragt. Ich versuchte, mich in die Gedankenwelt der Programmierer einzufühlen, um zu erahnen, wie die passenden Suchbegriffe lauten könnten, die mich zum erhofften Ziel tragen würden. Und dann hat der Blödmann doch ganz anders gedacht und ich blieb wieder ausgesperrt! Mist!!

Wir haben uns alle durchgebissen und viel gelernt. Irgendwann durfte ich dann endlich unschärfer suchen. Die Firmen, die bei der Suche assistierten, konnten endlich erraten, was mich umtreibt. Zuerst erschien immer häufiger der Hinweis: „Andere suchten auch nach …“ oder etwas weniger verbrämt: „Andere kauften auch …“ Aha. Nervig.

Jetzt verfügen die Anbieter über immer größer werdende Rechenkapazitäten und bieten mir pfeilschnelle „Hilfe“ an, wo sie nur können. Weitere Analysen helfen ihnen dabei, mich und meine dusseligen Fragen besser einzuschätzen. Und schwupps, blockiere ich wieder, weil ich fürchte, dass man mir ganz gezielt bestimmte Sachen vorenthält und ich sie nie finden werde, nur weil ich mich eine Weile so verhalten habe, als wäre ich ich selbst. Den skurrilen Versuch, dem Netz gegenüber anders zu ticken, gebe ich nach kurzer Zeit entnervt auf.

Mittlerweile genieße ich einfach, dass die Programmierer sich so tief mit unserer Sprache beschäftigt haben, dass eine semantische Suche möglich ist. Ich kann also mit der Suchmaschine reden, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Also fast. Jedenfalls sind die Ergebnisse inzwischen sogar besser, wenn ich ganze Fragen formuliere, als wenn ich der Suchmaschine nur drei sorgsam gewählte Begriffe zum Fraß vorwerfe. Und das liegt eben an der semantischen Suche. Die Maschine kann meine Sprache deuten, sie hat die Regeln gelernt, sie kann die Zeichen, die ich gebe, verstehen. Und sie übersieht auch großzügig meine Tippfehler. Oder was sie dafür hält. Zum Dank erfahre ich zusätzlich Sachen, die ich nie wissen wollte. Zum Beispiel, dass VW demnächst in einer seiner Kantinen keine Currywurst mehr anbieten wird.

Aber da kann das www ja nichts dafür. Also, liebes www: Meinen herzlichsten Glückwunsch zum 30er – und bleib nicht, wie Du bist, sondern entwickle Dich bitte immer weiter!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Mauro und Gianna

    Danke für die ausführliche Recherche!
    Eine tolle Zusammenfassung und möge sich
    www wirklich weiterentwickeln!
    Happy Birthday!

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