Ob du bald in den Urlaub aufbrechen, eine Veranstaltung veranstalten oder einen Ausflug unternehmen wirst: Ganz ohne Vorbereitung läuft es einfach nicht.
Bei Gitti und mir steht die nächste Urlaubsreise an. Wir freuen uns schon sehr auf unsere Auszeit und fiebern gespannt neuen Eindrücken entgegen. Unsere Vorbereitungen laufen routiniert, wir kommen gut voran. Dennoch steigt der Druck in den letzten Tagen deutlich an. Der Grund: Bevor es losgeht, ist noch viel zu tun.
Nebenbei sei bemerkt, dass es schwerer ist, einen Kühlschrank gezielt leerzuessen, als ihn mit weiteren Zutaten für neue, leckere Speisevarianten zu füllen. Gitti ist in Sachen Lebensmittel- und Vorratsmanagement allerdings unschlagbar.
Ist alles frisch gewaschen, so kann man noch in letzter Sekunde final entscheiden, welche der zur Verfügung stehenden Kleidungsstücke uns auf die Reise begleiten werden. Das Waschen und Bügeln von Wäsche bildet für fast jede unserer Reisen eine Art Rahmenhandlung, ohne die die eigentliche Reise nicht komplett zu sein scheint. Unsere Begeisterung darüber ist sehr überschaubar.
Während des Einpackens unterläuft mir ein mittelschweres Missgeschick. Ich zupfe sanft an einem Shirt, um es aus dem Schrank zu nehmen. Natürlich habe ich bereits eine Hand unter die darüber liegenden Shirts geschoben und den Stapel etwas angehoben. Beim Zupfen fällt mir jetzt aber doch der größte Teil des unteren Stapels entgegen. Spontan versuche ich, alles wieder zurückzustopfen. Ich scheitere krachend und stoße laute Flüche aus. Am Ende beschert die Aktion mir einen ausgedehnten Exkurs, in dessen Verlauf ich einige Schrankfächer und Sockenschubladen entrümple. Das hat mir gerade noch gefehlt!
Die Menge des mitzunehmenden Gepäcks ist zum Glück begrenzt. Bei Flugreisen steht in der Regel schon früh fest, wie viele Gepäckstücke es werden und welches Gewicht sie maximal auf die Waage bringen sollen. Wer mit dem Auto reist, glaubt zumindest etwas länger daran, dass sich für den nächsten Wunsch sicher auch noch ein Plätzchen finden lässt. Dennoch gilt für alle: Man kann die eigenen Packkünste stets noch etwas verfeinern oder die des Partners auf eine neue Probe stellen.
Am Abend vor unserer Abreise erörtere ich mit Freunden die Idee, bei Autotouren, die in Etappen zurückgelegt werden, eine Taschenkollektion, bestehend aus Gebinden für jeweils eine Übernachtung in den Kofferraum zu legen. Der Großteil des Gepäcks verbliebe dann einfach im Fahrzeug, während man selbst nur mit einem luftigen Täschchen und vielleicht noch einem kleinen Kulturbeutelchen ins nächste Zimmer schwebte. Es bliebe auch alles so wohl geordnet! Dann fällt uns ein, dass wir uns sicher spätestens am zweiten Tag spontan für andere als die vorab geplanten und liebevoll zusammengestellten Kombinationen entscheiden wollten. Wir verwerfen den Gedanken, behalten aber das dekadente Gefühl zurück, wie himmlisch es doch wäre, zu keiner Zeit schwere Koffer schleppen zu müssen.
Gittis und meine Reise beginnt tags darauf zu extrem früher Stunde. Schlaftrunken schälen wir uns aus dem Bett. Um 3:30 Uhr verlassen wir mit kleinen Augen sowie mittelgroßen Koffern das Haus und vertrauen uns einer netten Taxifahrerin an. Sie bringt uns zum Flughafen. Leider gilt auch an diesem Ort: Bevor es losgeht, ist noch viel zu tun.
Zu unserer Überraschung herrscht am Flughafen bereits Hochbetrieb. Unglaublich viele Menschen mäandern entlang der abgesteckten Wege. Wir kämpfen mit Automaten, die bei der Gepäckabfertigung helfen sollen. Bei der Sicherheitskontrolle wird Gitti abgefischt und in ein kleines Kabuff geführt. Die Beamtin schließt den Vorhang. Ich stelle mich davor und rufe Gitti zu: „Ja, wenn Ihr unbedingt noch reden müsst, dann warte ich einfach hier auf Dich!“ Gelächter dringt aus dem Kabuff. Keine drei Sekunden später geht der Vorhang wieder auf. Endlich können wir uns auf die Suche nach dem Gate machen.
Im Flugzeug sinken Gitti und ich müde auf unsere Plätze. Um uns herum stopfen die Mitreisenden noch allerlei Taschen und Köfferchen in die Gepäckfächer. Als endlich alle ihre Plätze eingenommen und sich darauf eingerichtet haben, knarzen die Lautsprecher. Unser Flugbegleiter meldet sich mit der für Flugbegleiter so typischen nasalen Stimme. Er tut kund, dass soeben 10 € gefunden wurden, die jemand beim Einsteigen verloren haben muss. Das Geld kann jetzt beim Kabinenpersonal abgeholt werden.
Augenblicklich herrscht Totenstille.
Der Flugbegleiter freut sich: „Ah, wir sind hier in Schwaben, und jetzt habe ich auch Ihre volle Aufmerksamkeit. Vielen Dank.“
Dann beginnt er mit der üblichen Sicherheitsunterweisung, der normalerweise kaum noch jemand aufmerksam lauscht. Heute jedoch sind alle gespannt darauf, wie es weitergeht, der Auftakt war schließlich vielversprechend.
Wir werden nicht enttäuscht, denn zu seinen Aussagen gehören auch diese:
„Es mag Sie überraschen, aber bei einem eventuellen Druckabfall in der Kabine fallen auch bei uns Masken aus der Kabinendecke. Ziehen Sie eine Maske zu sich heran, bedecken Sie damit Mund und Nase, führen Sie das Band zur Befestigung über Ihren Kopf. Atmen Sie ruhig weiter und helfen Sie erst danach Ihrer Schwiegermutter.“
„Unsere neueste Bademode in Einheitsgröße finden Sie unter Ihrem Sitz. Ziehen Sie die hübsche Weste über und führen Sie die roten Gurte um die Taille, je nach Figur ein oder zwei Mal. Draußen schwimmen Sie dann bitte einfach meiner lieben Kollegin hinterher. Sie hat seit gestern auch ihr Seepferdchen.“
Man muss sich heutzutage echt etwas einfallen lassen, wenn man Menschen dazu bringen möchte, sich mit etwas auseinanderzusetzen, was ihnen just in diesem Moment völlig schnuppe ist, später für sie aber durchaus wichtig werden kann!
Zwei Stunden später heißt es: „Bei unserem Bordverkauf bieten wir Ihnen fliegende Teppiche und sonstigen Schick und Schnack an.“
Nach geglückter Landung wendet er sich noch mit einem Anliegen an uns: „Wenn Ihnen der Flug gefallen hat, empfehlen Sie uns bitte weiter, ansonsten vergessen Sie es einfach!“
Und bevor es dann so richtig losgeht mit unserem Urlaub, müssen wir noch so dies und das erledigen – das Gepäck vom Laufband zerren, den Transfer zum Hotel finden, dort einen Check-In veranstalten, auspacken …