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Kleiner Spruch am Rande

Der Herbst ist da, und das schöne Wetter ist zum Glück auch noch da. Gitti und ich freuen uns über die Wärme. Das ist eindeutig Biergartenwetter!

Vor dem Biergartenbesuch muss ich noch ein bisschen arbeiten. Die Vorfreude lässt mich schnell und flink mein Tageswerk verrichten. Neben einem der beiden Bildschirme steht ein Sprüche-Dings. Heute in der Frühe stand da noch: „Ich bin aufgestanden und habe mich angezogen. Was wollt Ihr denn noch?!?“ Am Mittag habe ich mal wieder umgeblättert. Seitdem lautet die Botschaft: „Wir sollten mit Logik und Verstand an die Sache herangehen – Du bist neu hier, oder?“ Gitti hat mir das Sprüche-Dings vor geraumer Zeit zum Geburtstag geschenkt. Sie weiß, dass ich einen Sinn für solchen Unsinn habe und mich daran immer wieder aufs Neue erfreue.

Nach Feierabend schlüpfen wir flugs in bequeme Schuhe und laufen schnell zur gastlichen Stätte. Unsere Nachbarn sitzen auch schon da, im Biergarten treffen wir sie regelmäßig an. Die beiden widmen sich schon ihrem Feierabendbier, winken erfreut zu uns herüber und prosten uns zu. Zu Hause erspähen wir einander seltener, zumindest in der Biergartensaison.

In diesem gemütlich gestalteten Biergarten bedient man sich selbst, das reichhaltige Angebot umfasst diverse Getränke und wechselnde Speisen. Soll es heute ein zünftiger Obazda mit Brezel sein oder lieber etwas Warmes? Seit dieser Saison gibt es hier manchmal frischen Flammkuchen aus dem Holzofen, echt lecker! In unregelmäßigen Abständen spielen sogar Bands auf, heute jedoch ist Ruhe angesagt. Wir schwärmen aus. Während Gitti sich von der Speisekarte inspirieren lässt, strebe ich zuerst der Theke zu, um Bier zu holen.

Den Zapfer sehe ich gerade noch, wie er eilig aus seinem Arbeitsbereich verschwindet. Die kurze Zeit seiner Abwesenheit nutze ich, um mir die aktuelle Thekendekoration genauer anzusehen. Direkt vor mir hängt ein Brett. Ein Zettel instruiert den geneigten Gast, sich hier bemerkbar zu machen, falls einmal kein Zapfer da sein sollte. Die Kurzanleitung lautet: „Kein Zapfer da? Roten Knopf drücken, wir hören Sie dann!!!“ Darunter steht noch die Übersetzung ins Englische. Und darunter hängt ein Gebilde, verziert mit der Aufschrift „Zapfklingel“. Es handelt sich um eine gespannte Mausefalle, der Auslöser ist rot angestrichen. Rustikal, aber witzig! Ich inspiziere die rostige Mausefalle und bin beruhigt, dass der Mechanismus zwar gespannt, aber doch zuverlässig arretiert ist. Selbst wenn ein betrunkener Depp das Teil mal ausprobiert, es wird ihm kein Leid angetan. Wie viele durstige Gäste wohl schon auf den Auslöser gedrückt haben?

Der Zapfer ist wieder da und reißt mich aus meinen Gedanken. Mit den frisch gezapften Getränken eile ich bald darauf zu Gitti. Wir entscheiden uns für den Flammkuchen, bezahlen an der kleinen Kassenhütte und suchen uns einen schönen Platz. Alsbald kann ich das Essen abholen, ab da kehrt Ruhe bei uns ein. Einträchtig sitzen wir beisammen, widmen uns der Nahrungs- und Getränkeaufnahme und tauschen uns über den Tag aus.

Ich erzähle vom Sprüche-Dings und von der Zapfklingel. Gitti kichert. Sie weiß auch noch einen schönen Spruch: „Begeisterung hebt die Lasten, Treue trägt sie.“

Das gefällt mir sehr! Bald malen wir uns gemeinsam aus, wie Sprüche und Begriffe sich szenisch entwickeln, sobald sie in Hirnen wie den unseren verarbeitet werden. Das ist eine Einladung zu pantomimischen Einlagen. Dieser Einladung folgen Gitti und ich sehr gerne. Natürlich beschränken wir uns auf kleine Performances im Sitzen. Wir wollen uns nicht gleich zum Gespött des ganzen Biergartenpublikums machen. Vor Lachen fallen wir beide fast von den Bierbänken, als Gitti mit treuem Blick und großen Gesten ein Unschuldslamm darstellt. Wie das genau geht, verrate ich nicht, das musst Du selbst ausprobieren!

Unsere Nachbarn rätseln derweil vermutlich, wieso wir es schon wieder so lustig haben.

Gittis Bier ist fast leer. Ich frage, ob sie noch eins möchte. Als Antwort erhalte ich heftiges Kopfschütteln, das allerdings von einem listigen Blick und dazu noch von diesem kleinen Spruch am Rande begleitet wird: „Manch einer, der vor der Versuchung flieht, hofft insgeheim, dass sie ihn einholt!“

Also gut, dann besorge ich uns jetzt noch etwas davon!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Tom

    Passend zum Lustig machen eine kleine Geschichte, die Leli und mir gestern passiert ist. Wir hatten frei, die Jungs waren in Schule und Uni und wir haben uns einen Ausflug gegönnt. Dazu gehörte ein einkehren zu einem Käffchenund wie es sich ergab, auch etwas zu essen. Von unserem Platz aus hatten wir einen Ausblick auf den vorplatz des kleinen Einkaufszentrums, zu dem auch das Café gehört. Dort hin an einem Laternenpfahl ein Gluttöter mit einem Behälter für die Zigaretten, der plötzlich stark zu qualmen anfing, Offenbar hatte ein Gast seine Zigarette vor dem Wegwerfen nicht ausreichend gelöscht. Auch andere Passanten bemerkten den weißen Rauch, allerdings ging es nicht um den neuen Papst, sondern um einen Brand. Eine Passanting ging eilig in einen der Läden un kurz darauf kam ein Sicherheitsdienst an.

    Es geht jetzt nciht darum, daß offenbar Einkaufszentren sicherheitsleute brauchen, sondern um den Qualm. Der Sicherheitsmann besah sich den Rauch, fühlte unten am dem Behälter und ging ebenfalls in den Lagen. Während er da war, ging die Bedienung aus „unserem“ Café kurz mit einem Glas Wasser hinaus und löschte den Brand. Für das Beherzte Eingreifen gab es einen Daumen nach oben von uns, denn der Brand schien gelöscht und der Rauch blieb nun aus.

    Etwas danach kam der Sicherheitsdienst mit einem Eimer Wasser und goß diesen auch noch über den Behälter. Leli kicherte. „Das ist ein Mann, eine Frau nimmt ein Glas Wasser, aber ein Mann nimmt eien ganzen Eimer für die gleiche Arbeit. “ Wir amüsierten uns. Diese Erheiterung wurde noch verstärkt, als der Sicherheitsmann i nsein Telefon tippte und Fotos machte.Ich improvisierte seinen Einsatzbericht: „Unter Einsatz meines Lebens die Brandkatastophe abgewehrt…“. dass es nur „nachher“ Fotos gab, half auch nicht.

    Als die Aufregung vorbei war und wir zurück zu unserem Wagen gingen, stand da ein Leiterwagen, was uns schon wieder zum Kichern brachte – der stand zwar zu weit weg, um mit dem brennenden Aschenbecher zu tun zu haben, aber die Vorstellung, einen in 1,20 m Höhe angebrachten Aschenbecher mit einem Leiterwagen löschen zu wollen war schon urkomisch.

    Euch alles Liebe und viele Grüße von uns.

    1. Miriam

      Großartig, Danke für den schönen Moment!

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