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Denk mal an

In letzter Zeit habe ich fleißig an der Veröffentlichung meines Buches „Schmunzelstories 3“ gearbeitet. Gestern Abend bestellte ich Probedrucke der Softcover-, Hardcover- und Softcover-in-Großschrift-Version. Wie immer wird es das Buch auch als eBook geben. Es fehlt also nicht mehr viel. Gitti hatte in dieser Zeit viel Geduld mit mir, darüber bin ich sehr glücklich.

Heute gönnen wir uns einen Auszeit-Tag. Noch vor dem Aufstehen entscheiden wir uns für einen Tagesausflug nach Heidelberg. Jetzt gleich! Beflügelt geht es unter die Dusche, das wird bestimmt schön! Kurz darauf streben Gitti und ich unserem Ziel zu, unterwegs geben wir uns der Vorfreude hin.

Als wir ankommen, ist es in Heidelberg noch etwas trüb und frisch. Auf der Fahrt hatten wir uns vorgestellt, auf dem Philosophenweg und im Philosophengärtchen zu spazieren, uns mit allen Philosophen zu beschäftigen, die uns einfallen und vor allem den tollen Panoramablick auf die Stadt zu genießen. Der Blick in den trüben Himmel lässt uns die Umsetzung des schönen Plans auf einen anderen Tag verschieben. Heidelbergs Innenstadt ist nämlich auch sehr schön!

Gitti und ich überqueren den Neckar. Im Bereich der Theodor-Heuss-Brücke veranstalten die Ruderer heute diverse Wettbewerbe und wir sehen dem Treiben auf dem Wasser ein wenig zu. Die gleichmäßigen, perfekt aufeinander abgestimmten Ruderbewegungen der Sportler in ihren Vierer-Booten wirkt beruhigend auf meinen ganzen Körper. Allein durchs Zusehen gerate ich in eine meditative Stimmung. Bald geht es weiter. Gitti und ich flanieren durch die schöne Fußgängerzone. Die altehrwürdige Universität und ihre Studenten prägen das Flair der Stadt.

Linkerhand steht eine riesengroße bronzene Statue. Welcher Gelehrte ist das denn? Gitti legt den Kopf in den Nacken. Sie überlegt eine kleine Weile. Ich habe inzwischen eine erhellende Schrifttafel auf dem Boden entdeckt. So stehen wir da, Gitti schaut nach oben, ich nach unten. Als sich unsere Blicke wieder treffen, schallt es im Chor aus uns heraus: „Robert Wilhelm Bunsen.“

Gitti erinnert sich an das Gesicht, ich erinnere mich nach der kurzen Lektüre des Namens auf der Schrifttafel zunächst nur an den Bunsenbrenner. Vom Bunsenbrenner steht nichts auf der Tafel. Dafür steht dort jedoch, wann der Herr gelebt hat, wo er als Professor tätig war und dass er als Begründer der chemischen Analyse gilt, die Chromsäure-Batterie und die Schmelzfluss-Elektrolyse zur Herstellung von Magnesium entwickelte. Wir erfahren weiter, dass er zusammen mit Gustav Robert Kirchhoff die Spektralanalyse schuf. Außerdem entdeckte Herr Bunsen die Elemente Cäsium und Rubidium. „Denk mal an!“, rufe ich aus.

Ja, Gitti bestätigt, dass sie sich an das Gesicht des Herrn Bunsen erinnert. Sie hat neben vielen anderen Fächern schließlich auch mal Chemie unterrichtet. So, und jetzt möchte sie gerne gemütlich irgendwo sitzen, lässt sie mich wissen.

Ein paar Meter von Herrn Bunsen entfernt entdecken wir ein schönes Café. Auf der bestuhlten Terrasse lassen wir uns auf bequemen Korbstühlen mit dicken Kissenauflagen nieder. Gitti erspäht ein Schild, das auf diverse Kuchen hinweist und steht sofort wieder auf. Sie entschwindet ins Innere des gastlichen Hauses und kehrt alsbald mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck zurück. Es gibt hier Käsekuchen, und der sieht wohl so lecker aus, dass wir ihn auf jeden Fall probieren müssen.

Nach dem Verzehr des wirklich bemerkenswert leckeren Kuchens gucken wir den Menschen ein Weile beim Flanieren zu. Viele der Pärchen, die hier Hand in Hand übers Kopfsteinpflaster laufen, haben ganz ähnlich geformte Nasen, finde ich. Gitti empfindet das auch so. Achtet man unbewusst bei der Partnersuche auf solche Ähnlichkeiten? Können wir deshalb auch so leicht sagen, welcher Hund zu welchem Herrchen passt? Zum Glück fallen Gitti und mir ein paar Gegenbeispiele aus unserem Bekanntenkreis ein. Also bezogen auf die Nasen …

Die Sonne kommt heraus. Wir verlassen das gastliche Café, spazieren ausgiebig durch die schöne Stadt und kommen schließlich in großem Bogen und etwas erschöpft wieder am Neckar an. Die Ruderer rudern immer noch.

Auf der Heimfahrt unterhalten wir uns über Denkmäler. Sie machen ihrem Namen alle Ehre, denn sie laden uns zum Denken ein. Das Denkmal vom Herrn Bunsen fällt uns wieder ein. Und so denken wir an Herrn Bunsen – und an den Brennerführerschein, den Gittis Schülerinnen und Schüler bei ihr machen mussten, bevor sie selbst ein wenig im Chemiesaal experimentieren durften. In der Vorbereitungsstunde auf die Brennerführerscheinprüfung hat Gitti damals eine wunderbare kleine Szene aufgeführt. Sie machte genüsslich alles falsch, was man beim Arbeiten mit gefährlichen Dingen so falsch machen kann. Und die Schülerinnen und Schüler riefen ihr aufgeregt zu: „Nein, doch nicht so! Das ist total gefährlich!! Sie müssen doch erst …!“ Gitti hatte dabei viel Spaß, und die Kinder haben in dieser Stunde viel gelernt. Und jetzt, einige Jahre später, hat uns das Denkmal an diese Erinnerung erinnert. Denk mal an!

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