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Anthropomorphismus

Ach, wie süß!!! Guckt das Kätzchen nicht wirklich süß? Tut es das? Kann es das? Will es das?

Keine Sorge, ich bezweifle nicht, dass Tiere individuelle Eigenschaften haben. Bei Katzen und Hunden gelingt es mir schon ganz gut, deren Absichten zu erkennen. Sie sind neugierig, jagen gerne und aus irgendeinem Grund mögen sie Streicheleinheiten. Schon das macht sie zu beliebten Sozialpartnern.

Als Mensch beobachte ich alles um mich herum und setze es immer wieder in Beziehung zu mir und zu dem, was ich schon zu kennen glaube. Meine Neugierde treibt mich an, Jagd auf neue Erkenntnisse zu machen. Und auch ich liebe Streicheleinheiten!

Haustiere lernen recht schnell, wie sie uns dazu bringen können, es ihnen schön zu machen. Mir gut bekannte Katzenbesitzer erinnern sich in diesem Zusammenhang gerne an viele, geradezu theatrale Einlagen ihrer vierbeinigen Mitbewohner. Meistens geht es ums Fressen, aber eben nicht immer. Also setzen die menschlichen Sozialpartner dieser Katzen diese Szenen in Beziehung zu sich und dem Tier, versuchen des Tieres Absichten zu ergründen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Beim sich anschließenden Austausch von Streicheleinheiten empfindet der menschliche Teil dieser Sozialpartnerschaft das wohlige Schnurren der Katze als reiche Belohnung und herzliche Liebkosung seiner selbst.

Mich umgeben Menschen, manchmal Tiere und ansonsten ganz viele Dinge. Als Ingenieurin habe ich gelernt, mich in Bauteile hineinzuversetzen. Wenn ich mir vorstelle, das Teil zu sein, was ich da konstruiere, dann kann ich förmlich die Kräfte spüren, denen dieses Teil ausgesetzt sein wird. So habe ich eine Chance, schon vorher zu erkennen, ob das Ding später kaputtgeht. Bin ich unsicher, überlege ich, ob nachrechnen dabei hilft, den Glauben an die Konstruktion zu untermauern. Ansonsten legt man noch ein bisschen Material drauf oder wählt einen anderen Werkstoff. Am Ende ist für den erfahrenen Konstrukteur und die erfahrene Konstrukteurin wichtig, dass das Teil schon so aussieht, als könne es in der Welt bestehen, in die es geschickt wird. Genial ist die Konstruktion dann, wenn später alle sagen: „Ja klar, das hätte ich auch so gemacht!“

Beim Hineinversetzen in alles und jedes passiert es ganz von alleine: Ich schreibe dem Wesen oder Ding Eigenschaften und Verhaltensweisen zu. Und zwar solche, für die ich Worte habe. Also menschliche Eigenschaften und menschliches Verhalten! Inklusive der Absichten, die dahinterstecken müssen!!

Natürlich gibt es dafür auch ein Wort: Anthropomorphismus!

Alle Leute, die ich kenne, machen das so. Glaubst Du nicht? Gut, akzeptiert. Aber wann hast Du zuletzt Deinen Rechner beschimpft, weil er sich nicht so verhält, wie Du es Dir gewünscht hast? Oder Dein Telefon, die Kaffeemaschine, die Natur? Oder einen Gott? Und hast Du Dir überlegt, wie Du es, sie oder ihn überlisten kannst?

Ob die Natur nun Absichten hat oder nicht, darüber lässt sich trefflich streiten. Jeder macht sich darüber irgendwann einmal Gedanken und kommt zu irgendeinem Schluss. Doch wer bin ich, jemanden von meinen eigenen Schlüssen überzeugen zu wollen?

In den letzten Wochen wird wieder viel über künstliche Intelligenz diskutiert. Bei allen Diskussionen um künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen beobachte ich immer wieder, dass die Menschen sich schnell fragen, ob solche Programme eigene Absichten entwickeln und verfolgen. Da greift wieder dieser Anthropomorphismus!

Zurzeit gibt es ein für alle frei zugängliches textbasiertes Dialogsystem, was im November letzten Jahres veröffentlicht wurde und nun in aller Munde ist. Es heißt ChatGPT. Man kann damit chatten, sich also irgendwie unterhalten, oder auch kleine Programme schreiben. Das Programm dieses Dialogsystems nutzt maschinelles Lernen. Vielleicht versuche ich auch einmal, mich mit ChatGPT zu unterhalten. Wieso? Wahrscheinlich nur, weil ich neugierig bin und ein Gefühl dafür entwickeln möchte, was man damit anstellen kann. Noch zögere ich. Jede Unterhaltung trainiert das Programm. Will ich das? Ich weiß es nicht.

Ich werde gründlich darüber nachdenken. Aber jetzt muss ich dringend zur Waschmaschine. Die Wäsche hat nämlich gerufen und will in den Trockner umgeladen werden. Gitti hat gerade auch gerufen. Sie möchte jetzt mit mir frühstücken – und dieser Ruf duldet keinen Aufschub!!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Tom

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