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Die Geschenkidee

Weihnachten naht. Brauchst Du noch Geschenke? Gitti und ich konnten uns dem Weihnachts-Geschenke-Wahnsinn mittlerweile entziehen, aber mir ist eingefallen, was ich früher gerne mal als Geschenk zu diversen Anlässen mitbrachte. Und von dieser Idee mag ich heute berichten.

Ich verschenke gerne Bücher. Lesen war und ist ein tolles Erlebnis. Die Fantasie wird angeregt und man begibt sich oft auf eine spannende Reise. In den kalten Monaten muckelt man sich mit einem Buch, vielleicht einem leckeren Getränk und etwas zu Schnabulieren in eine Decke ein. Im Sommer verzichtet man auf die wärmende Decke und liest vielleicht gemütlich auf einer Liege liegend, wahlweise von der Sonne beschienen oder etwas geschützt im Schatten. Ein leckeres Getränk und etwas zu Schnabulieren garnieren den Akt des Lesens natürlich unabhängig von der Jahreszeit. Zur Not geht es auch ohne diese Zutaten, aber mit ihnen lässt sich das Erlebnis ganz wunderbar auf den Geschmackssinn ausdehnen. Ich kann das sehr empfehlen!

Kommt man auf einer Feier mit einem Geschenk in typischem Format an, so ist ein Teil der Überraschung sofort weg. Niemand vermutet, dass sich im 12 cm breiten und 19 cm hohen, von Geschenkpapier umhüllten Quader, dessen Dicke sich vom letzten Mal vielleicht etwas unterscheidet, dieses Mal doch eine Langspielplatte verbirgt. Ich muss hoffentlich nicht erklären, dass eine Langspielplatte in der Regel einen Durchmesser von zwölf Zoll, also 30,48 cm hat. In meinem Besitz befinden sich durchaus noch Schallplatten, aber Gitti und ich hören Musik inzwischen fast ausschließlich über andere Medien. Die Hauptaufgabe des guten alten Schallplattenspielers hat sich gewandelt: Er fängt Staub. Das kann er unnachahmlich.

Die Kunst, der zu beschenkenden Person beim Auspacken noch das Rätseln um den möglichen Inhalt und damit die Verlängerung der Vorfreude auf die hoffentlich gelungene Überraschung zu bescheren, gerät zunehmend in Vergessenheit.

Ich habe da früher viel experimentiert. Bücher haben ein Format, das sich nicht so leicht in einen großen Luftballon einbringen lässt. Dafür eignen sich schmalere Präsente besser. Manchmal baute ich kunstvolle Verpackungen, deren einziger Zweck darin bestand, vom Buchformat abzulenken. Leider musste ich bei deren Transport echt aufpassen, damit das Geschenk nicht bereits beim Überreichen völlig ramponiert war.

Und eines Tages buk ich das zu Buch einfach in einen Kuchen ein!

Ja, das geht. Ich rührte einen Rührteig zusammen, hüllte das Buch in Alufolie und positionierte es, längs auf dem Buchrücken liegend, in der Mitte einer Kastenform. Dann füllte ich drumherum den Teig ein und überließ das weitere Einpacken meines Geschenks dem Backofen. Manchmal garnierte ich den Kuchen anschließend noch mit Zuckerguss.

Heute würde ich am liebsten Gittis Rotweinstollen um ein Buch herumbacken. Die Alufolie ersetzte ich dabei vielleicht durch Backpapier. Ein Bratschlauch eignete sich auch, um das Buch vor dem Teig zu schützen.

Jetzt fehlt also noch der Rotweinstollen. Weil der so lecker ist, frage ich Gitti, ob ich das Rezept verraten darf. Ich darf, wie schön!

Gitti sagt, sie schlägt zuerst ein halbes Pfund Butter mit 250 g Zucker, einem Päckchen Vanillinzucker und 4 Eiern schaumig. Dann gibt sie je einen Teelöffel Zimt und Kakao hinzu. Ein halbes Pfund Mehl und zwei Teelöffel Backpulver werden als nächstes eingerührt. Es folgt 1/8 Liter Rotwein. Den Rest des guten Weines kann man ja später austrinken. Dieser Kuchen schmeckt am Abend sogar in Begleitung eines Glases Rotwein! Gitti holt eine 100g-Tafel dunkler Schokolade hervor. Sie wedelt mir damit vor meinem Gesicht herum, damit ich auf keinen Fall vergesse, dass die Schokolade geraspelt und zum Schluss untergehoben werden muss.

Der Backofen sollte gut vorgeheizt sein, Gitti empfiehlt 150 °C. Bei der Backzeit kommt es natürlich sehr auf den Backofen an. Gitti veranschlagt etwa eine Dreiviertelstunde, vielleicht auch ein paar Minuten mehr oder weniger. Meistens prüft sie mit einem Holzstäbchen, ob der Kuchen schon fertig ist, und dann passt sie die Backzeit dem Testergebnis an.

Womit bei der Geschenkübergabe allerdings zu rechnen ist, muss ich auch noch erwähnen. Ich erntete oft einen sehr erstaunten Blick. Auf der mir zugewandten gerunzelten Stirn konnte ich manchmal deutlich lesen: „Du schenkst mir einen Rührkuchen? Bist Du irre?!?“ Ich habe das immer weggelächelt. Manchmal dauert es auch bis zum nächsten Tag, bis der Kuchen angeschnitten wird und seine Überraschung preisgibt. Aber dann war die Freude immer groß! Jedenfalls erschloss sich mir das aus den Rückmeldungen, die ich erhielt. Niemand hat davon berichtet, das Buch beim Anschneiden beschädigt zu haben. Und wenn das doch mal passieren sollte, dann kann man es später seinen Freunden zeigen und erzählen, dass das Buch mit dem Schlitz mal in einen Kuchen eingebacken war. Wie eine Feile, die in den Knast geschmuggelt wurde!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Mauro und Gianna

    Das ist mal eine sehr lustige Idee etwas zu schenken!
    Danke dafür und auch Danke an Gitti für das Rezept für ihren leckeren Rotweinstollen!

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